Bremsbeläge vorne: unterschiedlicher Verschleiß

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wuchris
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Bremsbeläge vorne: unterschiedlicher Verschleiß

Beitrag von wuchris »

Habe die Ehre, Powerboxer Forum!

Da ich im GS-Forum immer gut beraten wurde, dort aber viele technisch sehr versierte Foristen angekündigt haben, dass sie ihr Wissen auf einer kommerziellen Plattform nicht mehr teilen möchten - was ich vollkommen nachvollziehen kann - hoffe ich, dass mir auch hier weitergeholfen wird :)

Mein Problem dieses mal:

Bremsscheiben vorne sind gut gebraucht, aber noch tauglich. Bremsbeläge sind die roten von Brembo und die funktionieren auch wirklich gut.

Allerdings ist der Verschleiß komisch: die Bremsbeläge verschleißen nämlich innen und außen verschieden stark. Leider so stark, dass die eine Seite noch (geschätzt) 50% die andere (innere) Seite nur noch 20% vorweisen kann.
An was kann das liegen und was kann ich dagegen unternehmen?

Merci im Voraus!

Grüße,
Chris
teileklaus
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Re: Bremsbeläge vorne: unterschiedlicher Verschleiß

Beitrag von teileklaus »

Hallo auf die Schnelle den Dicken gegen den Dünnen tauschen. Dann sind sie zusammen verbraucht.
Liegen kann es an unterschiedlich gängigen Kolben innen zu außen.
Lösungsansätze:
Sättel mit neuen Dichtungen ausstatten, gängig machen der Kolben bzw, zerlegen der Sättel und Kolben auf Rost untersuchen, also eine etwas umfassendere Revision.
viel Grüße, Klaus
wuchris
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Re: Bremsbeläge vorne: unterschiedlicher Verschleiß

Beitrag von wuchris »

teileklaus hat geschrieben:Hallo auf die Schnelle den Dicken gegen den Dünnen tauschen. Dann sind sie zusammen verbraucht.
Liegen kann es an unterschiedlich gängigen Kolben innen zu außen.
Lösungsansätze:
Sättel mit neuen Dichtungen ausstatten, gängig machen der Kolben bzw, zerlegen der Sättel und Kolben auf Rost untersuchen, also eine etwas umfassendere Revision.
Ersteres werde ich wahrscheinlich machen. Allerdings hab ich jedes Mal, wenn auf gebrauchte Bremsbeläge eine andere Scheibe trifft - und das passiert ja de Fakto beim gegenseitigem Tausch der gebrauchten Bremsbeläge - dass es eine ganze Zeit braucht, bis die Bremsleistung wieder stimmt. Wahrscheinlich, weil jede Scheibe andere Abnutzungsspuren aufweist und diese logischerweise in die Bremsbeläge eingeschliffen sind. Beim Wechsel muss sich das "umschleifen". Hier befürchte ich, dass ich dadurch mehr Verschleiß verursache, als der Wechsel bringt ;)

Zweiteres würde mich näher interessieren: wie würde das funktionieren? Gibts hierzu eine Explosionszeichnung oder ähnliches?
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gerd_
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Re: Bremsbeläge vorne: unterschiedlicher Verschleiß

Beitrag von gerd_ »

Hi
Mach' nicht den Scheiss dicke gegen dünne Beläge zu vertauschen. Die Dinger sind auf die jeweilige Scheibenseite eingelaufen.
Kannst Du Dir keine neuen Beläge leisten, dann hör' auf mit dem Moppedfahren.

Allerdings:
Theoretisch haben die Werkstätten beim Belagwechsel jeden einzelnen Zylinder (vorne sind es 8 Stück!!) gängig zu machen. BMW kalkuliert den Aufwand dafür bei den Vorgabezeiten. Zu oft werden diese "Vorgaben" lediglich zur Rechnungsstellung verwendet. Nachprüfen kann man's nun mal nicht so leicht :-)
Folglich: Selber machen.
Technisch ist es nun mal so, dass jeder Zylinder unterschiedlich leicht "läuft". Man kann diesen "Mangel" unterstützen indem man nur nach dem Motto "alte Klötze raus, neue rein" werkelt und gut daran verdient (oder sehr preiswert ist) oder eben bestmöglich dagegen angehen und reelle Arbeit für die Kohle abliefern (oder nicht ganz so preiswert sein)
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
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teileklaus
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Re: Bremsbeläge vorne: unterschiedlicher Verschleiß

Beitrag von teileklaus »

Na ja, auch wenn man neue Beläge auf alten Scheiben laufen lässt, müssen die sich erstmal 10 Bremsungen? lang angleichen und haben nicht optimale Tragbilder.
Also mal nicht so ganz schwarz / weiß malen Gerd.
Deswegen, wenn die Beläge gegeneinander getauscht werden, verliert man vl. 1000 km beim Umschleifen und gewinnt nochmal 4000 km Bremsleistung mit dem Satz.
Die Scheiben überschleife ich immer mit feinem Schleifpapier, bevor ich neue Beläge reinstecke.
Besser natürlich, die Kolben alle gleich leichtgängig zu haben, oder zu machen.
Aber Probleme bei der Bremsleistung sehe ich keine, vl etwas mehr Handkraft übergangsweise.
Ist ja auch nur als die billigste Methode zur Ausnutzung der fast ganzen Belagstärke genannt.
Nicht bei allen Leuten halten Bremklötze 20 000 km und bei vl 5000 km Wechselintervall ist das schon eine Überlegung wert.

"Preiswert" ist das falsche Wort: >Billige Arbeit für viel Geld <
Wenn eine Werkstatt den Vorgabewert für Gängigmachen der Kolben bezahlt bekommt und das nicht macht hat sie mehr verdient für die Arbeitszeit und ist für den Kunden den Preis nicht wert, den er zahlen muss.
Preiswerter wäre er nur wenn er die fehlende Arbeit und Zeit nicht berechnen würde, und nacht tatsächlich gebrauchter AZ abrechnet.
Aber da fehlt halt das notwendiger prüfen der Kolben auf Leichtgängigkeit und das Gängigmachen, was sachgerecht und auch gerne bezahlt würde.
viel Grüße, Klaus
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Gaucho
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Re: Bremsbeläge vorne: unterschiedlicher Verschleiß

Beitrag von Gaucho »

teileklaus hat geschrieben:Die Scheiben überschleife ich immer mit feinem Schleifpapier, bevor ich neue Beläge reinstecke.
Wozu soll das denn gut sein?!? Die mini Querkratzer sind nach 2 Umdrehungen wech...

Zum Belagseitentausch: Jede Scheibe hat Riefen unterschiedlicher Tiefe. Die Bremsbeläge brauchen wenn sie neu sind auch eine gewisse Zeit sich den Scheiben anzupassen. Wenn du jetzt die Beläge untereinander tauscht hast du einen noch schlechteren Kontakt.

Da werden hunderte an Euros für Zubehör etc. rausgeblasen und dann spare ich an einem Satz Bremsbelägen für 20,-€ an denen mein Leben hängt :shock:
Sorry, da kann ich mich nur Gerds Aussage anschließen.
Viele GSse,
Ulf
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gerd_
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Re: Bremsbeläge vorne: unterschiedlicher Verschleiß

Beitrag von gerd_ »

Hi
Preiswert ist schlicht und ergreifend wenn eine Sache ihren Preis wert ist.
Bezahle ich für das Wechseln z.B. der hinteren Beläge 15 EUR (+Material) dann ist das preiswert.
Bezahle ich 70 EUR (und ist das Material doppelt so teuer), dann ist das, wenn lediglich die Beläge gewechselt wurden, einfach nicht preiswert.

Steht auf der Rechnung "wechseln, reinigen und gängig machen" kann es zumindest in der Nähe eines Betrugs sein. "In der Nähe" deshalb, weil man das "gängig machen" nicht vollkommen ausschliessen kann (der Kolben wurde zumindest ein Stückchen zurückgedrückt, folglich musste er "gängig" sein). Das ist eine Frage der Auslegung.
Gehe ich von den 70 EUR aus und lege in einer NL 100EUR/h zu Grunde (ooops, ich bekomme incl Lohnebenkosten deutlich weniger), dann sind etwa 45 Minuten kalkuliert. Sind die Klötze aber innerhalb von 20 Minuten gewechselt (ich weiss, dass die Spezialisten unter uns nur 5 Minuten brauchen; - zumindest solange bis sie es demonstrieren sollen :-)), frage ich mich wo die restlichen 25 Min/40 EUR geblieben sind? Komm' mir niemand mit dem Aufwand der Tippmaus für die Rechnung. Die sind bereits in den abenteuerlichen Stundensätzen kalkuliert!
Das ist dann nicht preiswert.
Ist alles pikobello gemacht ist es vielleicht weder billig noch preiswert, aber zumindest nicht vollkommen überteuert.
gerd
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Antoine de Saint=Exupéry
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Re: Bremsbeläge vorne: unterschiedlicher Verschleiß

Beitrag von teileklaus »

Hi ich sagte ja nichts anderes.
man kann die Beläge tauschen mit den entsprechenden vorübergehenden Nachteilen
Ich schreib mal dazwischen..

Gaucho hat geschrieben:
teileklaus hat geschrieben:Die Scheiben überschleife ich immer mit feinem Schleifpapier, bevor ich neue Beläge reinstecke.
Wozu soll das denn gut sein?!? Die mini Querkratzer sind nach 2 Umdrehungen wech...
Der Sinn ist, die umlaufenden Scheibenerhöhungen also das Gegenteil der Riefen wegzuschleifen. Das wird natürlich nicht eine ebene Fläche schaffen können, geht aber im Ziel dahin. Ihr könnt es ja lassen.

Zum Belagseitentausch: Jede Scheibe hat Riefen unterschiedlicher Tiefe. Die Bremsbeläge brauchen wenn sie neu sind auch eine gewisse Zeit sich den Scheiben anzupassen. Wenn du jetzt die Beläge untereinander tauscht hast du einen noch schlechteren Kontakt.
Hatte ich auch geschrieben

Da werden hunderte an Euros für Zubehör etc. rausgeblasen und dann spare ich an einem Satz Bremsbelägen für 20,-€ an denen mein Leben hängt :shock:
Sorry, da kann ich mich nur Gerds Aussage anschließen.
Auch richtig, ist aber nicht die Frage gewesen: nämlich was man alles machen k a n n.
Als "Teileverkäufer" könnte ich auch generell immer sagen: Alles neu machen, am Bessten mit neuen Scheiben wegen der Riefen und der gefährlichen langen schlechteren Wirkung neuer Beläge auf alten Scheiben... Aber selbst wenn es technisch "am Richtigsten" wäre, würde ich das nicht machen.
Das Leben hängt nicht am Belag den ich tausche und der vorübergehend 30 % weniger Bremsleistung hat. Die Bremse reicht mit 70 % Wirkung aus, das FZ aufs Vorderrad zu stellen.. meint Ihr nicht? und das ist ja nach 100 km und etlichen Bremsungen wie vorher.
Da dürfte ich ja nie eine Probefahrt mit neuen Belägen auf alten Scheiben machen, weil "mein Leben ja daran hängt". :o


Richtig Gerd, alles gangbar gemacht und neue Beläge rein, ist die Richtige Vorgehensweise.
Aber mit etwas Sachverstand und wissend, was ich gerade an der Bremse gemacht habe, hätte ich für mich kein Problem, eine Bremse, die 200 % von einer Ausreichenden bringt, mal vorübergehend mit 170% Bremsleistung zu betreiben. Mit jeder Bremsung wird es besser. Und die Scheibe wird auch wieder etwas ebener, weil die erhabenen Stellen mehr abgetragen werden. Aber das ist nur akademischer Natur. :D
viel Grüße, Klaus
wuchris
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Re: Bremsbeläge vorne: unterschiedlicher Verschleiß

Beitrag von wuchris »

Danke für die Antworten, aber ich les das gerade erst (war in Italien, ein wenig um Geld betteln ;)) wunder mich gerade etwas:
Ich frage nach den technischen Hintergründen verschieden abgefahrener Bremsbeläge und nach Mittel und Wege dagegen vorzugehen, da der unterschiedliche Verschleiß nicht unbedingt wirtschaftlich/günstig/vollschön/praktisch ist und höre zu Hauf die unterschwellige Vermutung, mir die lächerlichen 75 Euro für zwei Satz rote Brembo-Dinger nicht leisten zu können :) Meine Begeisterung nach 8000 km einen komplett abgefahrenen und einen praktisch neuen Belag auf jeder Seite zu haben und somit zwei neue Satz kaufen zu müssen hält sich trotzdem zugegebenermaßen in Grenzen und deshalb werde ich dank eurer Tipps nun versuchen, die Kolben wieder gängig zu machen. Meine Vermutung bzgl. des unterschiedlichen Verschleißes galt nämlich eher der Bremsscheibe, darum meine Nachfrage.

Schönes Wochenende euch allen und danke nochmal für die Antworten!

Grüße,
Chris
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sampleman
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Re: Bremsbeläge vorne: unterschiedlicher Verschleiß

Beitrag von sampleman »

wuchris hat geschrieben:Danke für die Antworten, aber ich les das gerade erst (war in Italien, ein wenig um Geld betteln ;)) wunder mich gerade etwas:
Ich frage nach den technischen Hintergründen verschieden abgefahrener Bremsbeläge und nach Mittel und Wege dagegen vorzugehen, da der unterschiedliche Verschleiß nicht unbedingt wirtschaftlich/günstig/vollschön/praktisch ist und höre zu Hauf die unterschwellige Vermutung, mir die lächerlichen 75 Euro für zwei Satz rote Brembo-Dinger nicht leisten zu können :) Meine Begeisterung nach 8000 km einen komplett abgefahrenen und einen praktisch neuen Belag auf jeder Seite zu haben und somit zwei neue Satz kaufen zu müssen hält sich trotzdem zugegebenermaßen in Grenzen und deshalb werde ich dank eurer Tipps nun versuchen, die Kolben wieder gängig zu machen. Meine Vermutung bzgl. des unterschiedlichen Verschleißes galt nämlich eher der Bremsscheibe, darum meine Nachfrage.
Ich hatte jetzt gerade an meiner 1100er den Fall: Vorn drei Bremsbeläge okay, einer runtergefahren, hat die Scheibe verkratzt. Mein Schrauber hat die ganze Bremse überholt: Bremssättel gereinigt, neue Dichtungen, neue Scheiben (die eine war hin, die andere bei 4,7 mm, also kurz vor Verschleißmaß), neue Bremsflüssigkeit, entlüftet. Bremst jetzt wieder wie Anker.

Ursache: Schwergängige Bremskolben.
Beste Grüße
sampleman

G'lebt is' glei'
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