Hehe - noch in der Zeit ....
Am Sonntagmorgen, schon fast Routine - aufstehen - Frühstücken - natürlich draußen. Erst mal ne Zigarette - dummes Zeuch sabbeln - so langsam fertig machen für die letzten Runden.
Geschäftliches erledigen - es sollte das letzte aber das Wichtigste für längere Zeit werden.
Eigentlich war angedacht, bis abends zu fahren und dann am Montag wieder nach Hause zu fahren.
Jedoch war der überwiegende Teile der Mannschaft sich einig, dass man noch bis in den frühen nachmittag fahren wollte um dann Sonntag Abend zu Hause zu sein.
Das war mir auch recht - dann konnte sich das Adrenalin noch in Ruhe abbauen und meine Kunden mussten nicht befürchten, dass ich gegebenenfalls wegen irgendeiner Kleinigkeit ausraste. Würde ja auch nen schlechten Eindruck machen.
Jetzt waren wir ja in der zweiten Gruppe - also Start um viertel nach.
Irgendwie hatte ich aufgeschnappt - mehr so zufällig, dass die Pylonen, die am Rande der Strecke standen eine Bedeutung haben. Wenn man nämlich auf diese zusteuert im Verlauf der Kurve, dann ist das die Ideallinie.
Ja das wollte ich dann mal ausprobieren.
So wir sind dran - zeitig in de Startaufstellung - Mac und Supermario haben mir einen Platz freigehalten und winkten eifrig ich solle gefälligst nach vorne kommen. Naja da kann ich auch nicht nein sagen - mehr als blamieren geht nicht.
So stand ich da auf Pole Position mit Mac.
Die erste Gruppe kam rein - Abflug ........
Gar nicht so schlecht hier vorne. Gut die Ideallinie war immer noch deutlich markiert durch das Bindemittel und ich hatte keinen Bock den Grip darauf auszuprobieren. Freundlicher Tipp von den Kollegen wie die kleine Schikane vor der langen Rechts Richtung Waldkehre zu fahren ist, ohne das die abgebundene Ölspur eine Gefahr darstellt.
Danke dafür.
Die Einführungsrunde wurde ja logischerweise erst mal locker gefahren - was heißt locker - für die Gegend hast Du dann trotzdem keinen Blick.
Ab der Start und Zielgeraden - Feuer frei.
Mac zog mir mit der KTM so Kurve für Kurve ein Stück weg - als es Supermario zu fad wurde hinter mir hat er mich auch überholt.
Das war ja klar - die beiden hatten da vorne ihren Spaß und ich wartete jetzt eigentlich auf den Rest der Truppe.
Kam aber keiner.
Im Infield hatte ich dann einen doofen Rutscher am Hinterrad - aufrichten - Linie verhagelt - bremsen - wieder einlenken.
Da kommt der andere Carsten mit seiner XJR1200 innen vorbei. Ja sach ma - wo kommt er denn her? Den hatte ich gar nicht auffem Schirm. Klar wir haben uns abends unterhalten - und das er fix unterwegs war wusste ich auch - aber so fix - und das mit dem Eisenhaufen - unfassbar.
Na da bin ich dann ne zeitlang so mit Ach und Krach drangeblieben - wobei wenn er in der Kurve lag - stellte ich mir unweigerlich die Frage - liegt er schon oder fährt er noch.
Mit Tape auf die Schnürjeans aufgeklebte Knieschleifer lag der Kollege neben seinem Moped und wuchtete den Eisenhaufen durch die Kurven, dass es ein Freude war ihm zuzusehen. Danke für die Vorstellung.
Stück für Stück zog er weg.
Auf der Geraden hat mich dann der GS Män aufgeschnupft.
Also an dieser Stelle sei gesagt, der Män versteht sein Handwerk. Und der Klang von seinem S-Boxer - 1a mit Sternchen - dumpf, grollend und nicht zu laut - krieg ich jetzt noch ne Gänsehaut - Danke für`s zuhören dürfen.
Aber so lange hat er mich auch nicht zuhören lassen - er zog mir auch so Stück für Stück davon.
So ging das bis zum Ende der Session - Carsten hat mich auch auf der Geraden überholt - so war die „Hackordnung“ eigentlich klar.
Ihm konnte ich noch am ehesten folgen - aber die Gelbe hat halt eben ihre Grenzen. Wobei meine Gelbe ja auch noch meinen athletischen Körper zu beschleunigen hat.
Die Lücke zu den Anderen die hinter mir waren, war dann schon sehr groß.
Das wurde immer deutlich wenn wir nach den Sessions in die Boxengasse kamen. Es dauerte dann immer geraume Zeit bis der Rest der Gruppe eintrudelte.
So hätte es von mir aus bleiben können.
Es wurde dann hinter her so schnell, dass wir gegen Ende des Stints mit Überrundungen zu kämpfen hatten - also wir haben die Anderen überrundet.
Also zu kämpfen hatte ich - Mac und Supermario sind da einfach vorbeigefahren - wie wir es hinterher anhand der Videos sehen konnten.
Einige wurden von denen so oft überrundet, dass diese armen Menschen am Ende gesagt haben: „Warum startet ihr nicht vor uns?“
Äh - sie sind vor Euch gestartet - aber das wollten die beiden denen dann doch nicht sagen.
So gegen Mittag ging es wieder für uns auf die Strecke.
Alles wie gehabt - Mac, Supermario, der andere Carsten, GS-Män und Carsten zogen an mir vorbei.
Gestern noch habe ich in jeder Kurve die Fußrasten gekürzt. Ich habe dann das hinter Fedderbein 10 Klicks hochgedreht - und das vordere 1 Raste weiter nach oben gestellt.
Es reichte nicht - es wurde besser aber immer noch schliffen die Rasten.
Also habe ich das hintere Federbein bis Anschlag hochgedreht und das vordere auch.
Dadurch setzte ich zwar nicht mehr auf - aber mir fehlte auch so ein wenig das Feedback und mit meinen Schleifpads an den Stiefeln konnte ich so richtig nicht mehr auf den Punkt genau sagen wo jetzt Schluss ist.
Trotzdem:
„Wunderbar endlich habe ich das Geheimnis der drei Kurven in einem Radius kapiert und gerade bin ich diese Kurvenkombination perfekt gefahren. Jetzt anbremsen in Schräglage für die nächste links - diese genau treffen um dann mit Schwung und tief in die letzte Rechts vor Start und Ziel - sowie in den letzten gefühlten 100 Runden zuvor.“
Die fünf Kollegen waren vor mir und das Feld einen Kilometer hinter mir .
Ganz alleine in die letzte Links vor Start- und Ziel.
Dritter Gang - den Blick auf die Gerade zum Kurvenausgang - am Horizont die schwarz/weiß karierte Flagge.
Ein Gefühl stellte sich plötzlich ein - als würde ich mit einem Riesen Radiergummi über Waschbetonplatten radieren.
Das war Gripverlust am Hinterrad - bei der Schräglage und bei dem Tempo, da wusste ich das wird nicht gut für mich ausgehen.
Der erste Strohhalm Gegenlenken - auf Bildern wird man sehen, wie ich bis zum Anschlag Gegengelenkt habe.
Der zweite - die Mauer - so weit weg ist sie nicht und das wird schon.
Alles Kappes - ich fiel seitlich von der Maschine und landete mit dem rechten Ellenbogen und meiner rechten Hüfte unsanft auf dem Asphalt. Rutschte Richtung Boxenmauer und wurde von der selbigen unsanft mit dem Rücken voran abgebremst.
Ich war plötzlich eingehüllt in weißem Staub und meine sündhaft teures Original LED Rücklicht, Dirk wird später sagen: „Es hat sich pulverisiert“ - stob wie Sternenstaub an mir vorbei.
Ich wollte erst die Augen zumachen weil ich Angst hatte, dass der Staub mir in die Augen kommen würde - da viel mir ein, dass ich das Visier ja unten hatte - so habe ich die Augen dann offen gelassen.
Als Teile meiner Frontscheibe vorbeiflogen, da habe ich mir ernste Sorgen um meine Gelbe gemacht.
„Liebling - ich habe das alles nicht gewollt - ich wollte Dir nicht weh tun - Verzeih mir“
Dieses Geräusch der Kaltverformung werde ich nie in meinem Leben vergessen. Wie ein Aufschrei durch einen Blechtrichter - fast menschlich anmutend - ereilte die Gelbe das gleiche Schicksal wie mich - Rückwärts in die Mauer.
Der freundliche Gutachter wird beim zusammen rechnen auf über 11 T€ kommen.
Bei mir sah das ein wenig anders aus.
Ich wurde von der Boxenmauer zurück auf die Start- und Zielgerade geworfen. und lag auf dem Rücken mit Blick auf die Mauer. Ich habe noch im Flug meine Beine versucht zu bewegen. Als ich jetzt so lag habe ich es noch einmal probiert - alles klappte wie gewöhnlich. Aber ich war doch ein wenig benommen und registrierte das Christine, die Freundin von Mario, bei mir war. Ich habe dann meine Handschuhe ausgezogen und meinen Helm abgesetzt. Dann nach gefühlten 15 Minuten kam der Rettungswagen, der an der Strecke postiert war.
Die beiden Komiker die dem Rettungswagen entstiegen werde ich auch noch in Erinnerung behalten.
Ich sollte auf eine Unterdruckmatraze zur Stabilisierung des Rückens. Ja schön - ein paar Jungs haben mich an der Kleidung hochgehoben und auf die Matte gelegt.
Leider war die Vacuum Pumpe nicht auffindbar - so lag ich dann wie vorher nur mit ner Orangenen Matte unter mir. Ich finde Orange steht mir gar nicht.
Dann hat die Rettungssanitäterin mir so eine Halskrause umgelegt. Später stellte sich heraus - genau verkehrt rum montiert. Naja hier werte ich mal den guten Willen.
Ich wollte erst liegen bleiben - aber dann wurde es mir zu fad und ich begehrte aufzustehen. Konnte aber nicht wissen, wie resulut die Christine war - „Und Du bleibst liegen!“ - haha als sie es mir beim letzten Nachtreffen erzählte fiel es mir wieder ein.
Der „richtige“ Krankenwagen ließ auf sich warten.
Hinter der Boxenmauer erschienen immer wieder bekannte Gesichter. Da ich aber nur immer nur von den Schultern aufwärts die Leute sah, hatte es was von einem Kasperle Theater und ich musste unweigerlich Grinsen.
So langsam fing der Schmerz an - fand ich gar nicht gut.
Der Krankenwagen kam nach 35 Minuten. Einladen - und ab in die Spreewaldklinik in Lübben.
Der Rest ist schnell erzählt: CT - Röntgen (wenn einer vom Fach das liest - gepolsterte Röntgentische fänd` ich geil - diese Schmerzen auf den harten Tischen - Anamnese - Kreislauf abgekackt - Intensivstation - vier Wirbel gebrochen - sog. Deckplatten Kompression, Wadenbeinköpfchen, Radiusköpfen, Sprunggelenk gebrochen, Schulterprellung, Hüftprellung mit einer tiefen Schürfwunde und einem multiplen massiven Bluterguss über den ganzen Rücken verteilt.
Der einzige Lichtblick war die Krankenschwester - blond und dunkle Augen - das Alter würde passen - so stand sie in Ihrem blauen Gewand vor mir und sagte: „Ich bin ihre persönliche Intensivkrankenschwester - kann ich etwas für sie tun?“
Ja sicher - ich habe Rückenschmerzen - können sie dagegen etwas tun?
Sie entschwand und kam nach kurzer Zeit wieder. Hatte so eine Pumpe unter dem Arm mit einer Ampulle drin. Die hat sie angeschlossen ....
Im rausgehen drehte sie sich um - diesen Blick werde ich nie vergessen - ich zeigte den Daumen nach oben und meinte guter Stoff ...... es war riesig.
Ich werde ihr einen Heiratsantrag machen.
Am nächsten morgen fragte ich, darf ich mal zur Toilette gehen?
Unterschieber heißt die gemeine Bettpfanne im Osten.
Falscher Alarm ließ ich das Pflegepersonal wissen.
Kathrin hat ist noch einen Tag länger geblieben und hat so einige Sachen erledigt - 220V Ladegerät für`s i-Phone besorgt, T-Shirts und Unterhosen gekauft - den Wagen und den Hänger zurückgebracht - die Gelbe beim Dirk untergestellt (dank moelis Unterstützung - danke Dir Dirk und moeli) - mit dem Chefarzt Klartext geredet - für 15 Minuten meine Hand gehalten - Danke sehr ......
Am Montag morgen kam sie noch ins Krankenhaus und ist dann abgereist.
Die nächsten 4 Tage werde ich mich von einer Scheibe Mortadella, einer Scheibe Käse (wie Gummi) und einer Spreewaldgurke ernähren - nicht täglich sondern - über die ganze Zeit verteilt.
Nach 4 Tagen wurde ich nach Mülheim an der Ruhr ausgeflogen mit Christopher 33 oder 77. Tolle Truppe - sehr lustig.
Als die begleitende Ärztin meine Bettdecke hochnahm: „Der hat ja gar keinen Katheder!“
Moment soviel wollt eich für einen Hubschrauber Flug nicht mir mir machen lassen. Noch ein paar Tropfen in die Ente gedrückt und Abflug ....
Dort, in Mülheim an der Ruhr, erfuhr ich dann, nach dem Röntgen (auch wieder harte Tische - diese Schmerzen), am nächsten morgen, dass ich aufstehen durfte.
Das hieß feste Nahrung und der mehr oder weniger aufrechte Gang zur Toilette ..
Ein Geschenk ....
Wenn ich an das Wochenende im Spreewaldring denke, dann habe ich immer noch ein Grinsen im Gesicht ...
Danke Mädels und Jungs ......
Danke Kathrin!
Es folgen noch meine persönlichen Outtakes .... später - vielleicht ....
Heute bin ich ne nette Runde gefahren - mit Zorro - auf 165 km/h am Kurvenausgang komme ich schon wieder - meine Schwatte ist nicht ganz so gelb wie die Gelbe - wenn ihr wisst was ich meine ....... es ist ein langer Weg - aber - time is on my side
Auch wenn man nicht immer auf den gleichen Gleisen fährt, heißt das nicht, dass man sich nicht im Bahnhof noch einmal trifft