Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

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wjr
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von wjr »

https://oil-club.de/index.php?thread/17 ... #post77456
"Einige Hersteller nehmen schon das "normale" Getriebeöl ohne LS Zusätze aus dem Sortiment. Einfach, weil man Öl mit LS Zusatz auch in Differentialen ohne Lamellensperre fahren kann. Steht übrigens auch in den meisten Datenblättern so."

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Ansonsten scheint mir der Rest von diesem Thread aber eher von der Hokus-Pokus-Sorte mit Rennfahrer-Latein.
Also würd' ich diese Aussage gern überprüfen, bevor ich sie glaub.
Ich geh' für mich den Effizienzweg, aber lass den Pointer für Nachleser.

Ich hab' heut mein Mannol bekommen, aber werd' das erst mal in das nicht gar so hoch belastete Schaltgetriebe füllen.
Für die HAG hab' ich mir ein "CASTROL MTX Full Synthetic SAE 75W-140" bestellt.

Kann natürlich sein, daß das grad genau deswegen so billig gehandelt wird, weil es bei Castrol aus läuft?
Franz Gans
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von Franz Gans »

wjr hat geschrieben: Do 1. Jul 2021, 14:33 Kann natürlich sein, daß das grad genau deswegen so billig gehandelt wird, weil es bei Castrol aus läuft?
Das läuft dann aber schon mehrere Jahre aus? Stört mich allerdings nicht, denn es war gestern gut genug für meine GS (aktuell knapp 180 Mm, allerdings mit kürzeren Wechselintervallen als vom Fahrzeughersteller vorgschrieben) und so erfüllt es auch heute und morgen noch seinen Zweck, bis man es nicht mehr bekommen kann. Einen Vorrat werde ich mir aber deswegen nicht zulegen.

Wenn es Dir zu unsicher ist, nimm halt den Nachfolger Syntrax (SAF-XO, wie noch zu "Castrol-Zeiten" für die luft- / ölgekühlten R1200-Modelle von BMW vorgegeben) oder dergleichen und zahle den Freudenhauspreis, der Dir doch angeblich so querkommt.

VIele Grüße
Karl-Heinz
teileklaus
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von teileklaus »

wjr hat geschrieben: Do 1. Jul 2021, 14:33 ----
Ansonsten scheint mir der Rest von diesem Thread aber eher von der Hokus-Pokus-Sorte mit Rennfahrer-Latein.
Also würd' ich diese Aussage gern überprüfen, bevor ich sie glaub.
also Gerd, K-H und andere haben getestet, glaube es, oder melde dich nach einer ebensolangen Betriebsauer mit Mannol in 10 ..15 Jahren wieder.
Was wie prüfen? Motoröle lassen sich nur über den Öl Verbrauch prüfen, HAG und Getriebe im Höchsten Fall über das Schaltverhalten ,
dass die Schaltung mit 75W140 Ölen leichter geht, ist jahrelang in Foren bekannt..Das funktioniert mit Castrol Ravenol Motul Motorex usw.
Verschleiß ist nicht privat prüfbar..

Es darf draufgeschrieben werden "entspricht GL5" , hat aber keine Prüfung bestanden oder ist nicht in einer Hersteller Freigabeliste..
genauso darf Vollsynthese draufgeschrieben werden obwohl ein Hydrocracköl.. Da gab sogar mal Klagen..

und dass die Öl alle mit LS Zusätze kommen ist ein Zugeständniss an den Bedarf , vereinfacht die Öl Lagerhaltung in der Werkstatt und beim Hersteller, hat für mich nichts mit der besseren Eignung eines LS Losen Öles für Sperrenlose Getriebe zu tun.
Aber dein Öl hat GL5 also weiterathmen
viel Grüße, Klaus
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gerd_
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von gerd_ »

Hi
Unzweifelhaft erfüllt ein Produkt die Spezifikationen die draufstehen. Von Betrug sehen wir einmal ab.
Die Frage ist wie knapp es die Anforderung erfüllt und wie lange. Beides ist bei der Prüfung nicht gefragt.
Um es vorsichtig zu formulieren: Mein Trauzeuge, ein nicht ganz unbedeutender Ölhändler, hatte in der Vergangenheit Probleme mit Produkten verschiedener Hersteller und seither meide ich diese.
Nachdem ich gelernt habe was Öle in der Herstellung kosten und zu welchen Preisen sie gehandelt werden wenn man grosse Mengen abnimmt, weiss ich auch, dass die Dosen in denen sie geliefert werden fürchterlich teuer sein müssen.
Z.B. ein Öl das an der Tanke für knapp 11 EUR zu haben ist, kauft der Fuhrpark meines ehemaligen Arbeitgebers für knapp 2 EUR ein (alles pro Liter).
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
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wjr
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von wjr »

Deswegen hatt ich ja letztes Jahr auch Das "Sigma-Truck GL-5" aus dem 50l-Fass eingefüllt.
Und dann vor 2 Wochen einen HAG-Schaden bei 45 tkm :oops:
Kann also wohl nicht an der gerissenen Spec gelegen haben, außer Agip/ENI war der Lieferant Deines Trauzeugen....

Klar gibt es Öle, die besser sind als die Spec.
Aber wann wo wie kann man sich drauf verlassen?
Nur weil sie teurer sind?
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gerd_
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von gerd_ »

Hi
Nö, mein Trauzeuge ist der Lieferant des Zeugs das von einigen Marken aufbereitet wird :-)
gerd
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von teileklaus »

die Foren Lamentiererei" dies und das ist mir zu teuer," ist müßig.
Wir haben "freie" Marktwirtschaft.
Jeder kann anbieten und kaufen zu welchen Preis was er denkt. Der Markt regelt das. Der "Zu teure" wird nichts verkaufen.
Der zu billige wird nichts verdienen, aber Umsatz haben.
Wenn ein Hersteller eine gute Service Nummer mit Beratung hat, wird die ja auch irgendwie bezahlt..
Aber dort die teure Hotline nutzen und dann bei Mannol (ggf 2.?) Rafinat kaufen, hat für mich auch ein "für mich nur das Besste zum billigsten Preis" Geschmäckle.
Zur GL5 entspricht Aussage, aber natürlich weiß der Hersteller sagen wir mal Ravenol ganz genau wo sein GL5 qualitätsmäßig einzuorden ist weil er das in seinem Unternehmen geprüft hat. er kann sich aber bei Nieschenprodukten , wo die umlegbare menge fehlt die 10 000 € der Freigabe sparen, und sagt ja das entspricht dem von BMW geforderten GL 5 oder ist sogar besser, aber ohne dessen Freigabe. also kein Betrug. Er sagt ja nicht es hate eine Freigabe BMW xy..
viel Grüße, Klaus
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gerd_
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von gerd_ »

Hi
Wenn BMW sagt da muss wenigstens GL5 rein und ein Hersteller bietet GL 5 an, dann braucht's dafür keine Freigabe. Bin ich in der hinteren Mongolei wird es wohl ein "Hennenfuss/Krähenfuss" GL5 geben aber nichts was wir kennen.
Deswegen gibt es die Klassifikationen damit man sich nicht auf den Hersteller festlegen muss. Z.B. LiquiMoly ist Lieferant bei BMW und kann daher sagen "die verwenden unser Produkt für . . . " (folglich hat es eine Freigabe).
Schütte ich ein "gutes Öl" rein (was immer das auch sein mag), dann wird es die Spezifikation erfüllen die draufsteht.
Verwende ich ein anderes, dann erfüllt auch dieses die Spezifikation. Wie knapp sie erfüllt wird ist egal, ob das Öl auch andere Specs erfüllt tut auch nichts zu Sache. Würde sie nur draufstehen aber nicht erfüllt werden, so wäre das Betrug und davon gehe ich mal nicht aus.
Je weiter die Spreizung eines Öls ist (75/140) desto schneller verliert es an der Summe seiner guten Eigenschaften. Das ist bei allen Ölen so. Man nimmt z.B. ein 75er Öl und bastelt mit Hilfe von Additiven die 140 dazu. Im Laufe der Zeit lassen die Additive nach und das Öl wird letztlich zu einem reinen aber verdreckten 75er. So zumindest als anschauliche Vorstellung.
Jetzt ist die Frage wie lange "im Laufe der Zeit" dauert. Ob das 10000 km oder 100000km sind, ist wohl eine Frage der Additivqualität. Das billigste wird dabei nicht das Beste sein. Aber die Qualität sollte zumindest innerhalb des Ölwechselintervalls nicht wesentlich ändern.
Bei einem Produkt das die Spec vielleicht "gerade so" erreicht beträgt die "Zeitdauer mit nur unwesentlich veränderter Qualität" vielleicht nur 5000 km und damit unter der Wechselhäufigkeit. Deshalb fliegt ein Getriebe nicht sofort auseinander aber es unterliegt wohl höherem Verschleiss.

Leider kann man zwar sagen "ein sehr gutes Öl kann nicht billig sein" aber der Umkehrschluss "ein teueres Öl muss gut sein" gilt leider nicht.
Noch dazu wenn man weiss, dass die Handelsspannen bei Öl irre sind.

gerd
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wjr
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von wjr »

gerd_ hat geschrieben: Di 6. Jul 2021, 10:58 Je weiter die Spreizung eines Öls ist (75/140) desto schneller verliert es an der Summe seiner guten Eigenschaften. Das ist bei allen Ölen so. Man nimmt z.B. ein 75er Öl und bastelt mit Hilfe von Additiven die 140 dazu. Im Laufe der Zeit lassen die Additive nach und das Öl wird letztlich zu einem reinen aber verdreckten 75er. So zumindest als anschauliche Vorstellung.
Das steht hier ein klein bisschen anders:
https://de.wikipedia.org/wiki/Viskosit%C3%A4tsindex
Seit einigen Jahren sind Grundöle mit deutlich höherem Viskositätsindex als dem früheren Maximum von 100 verfügbar.
Weiterhin kann der Viskositätsindex von Motorenölen durch Additive, so genannte Viskositätsindexverbesserer, erhöht werden.
Also nicht nur über Additive, auch über Grundöle.
Keine Ahnung was ich glauben soll.
und ob der Trade-off zwischen Visko-Stabilität und sonstigen Eigenschaften auch bei entsprechenden Grundölen gilt.

Der Vorwurf der Rosinenpickerei von @teileklaus gilt imho nicht nur für die Beratung in der Hotline, sondern (m. E. noch viel mehr) für die Ölentwicklung.
Da hat man als Hersteller sicher hohe Kosten, die man versucht, auf den Preis umzulegen, was aber nur so lange geht, bis ein Billiganbieter (wie Mannol?) kommt und einem die Spanne raus quetscht.
Aber ich hoff' mal, daß die Entwicklungskosten über die Erstausrüsterei abgedeckt werden können.
Das ist bei meiner F650 GS Dakar, R 1150 GS und meiner K 1100 LT eh alles schon lange gegessen.
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gerd_
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von gerd_ »

Hi
Ich sehe in meiner vereinfachten Beschreibung keinen Widerspruch zu Wikipedia.
Kann auch jeder nachforschen. Nimm' ein Einbereichsöl und einen Trichter mit relativ kleiner Öffnung (an richtigen Ende ;-) ).
Dann kippst Du kaltes Öl rein und siehst zu wie schnell es rausfliesst. Danach machst du das Öl warm und wiederholst den Versuch. Es wird deutlich schneller fliessen weil die Viskostiät sinkt.
Wenn Du das passende Additiv reinkippst (kann man zuhause leider schlecht machen) wird das Öl bei zunehmender Temperatur zwar dünnflüssiger, aber das Additiv immer dicker und die Mischung verhält sich bei allen Temperaturen gleich.
Jetzt kommt's auf die Bedingungen an. Rechne mal um wie warm 210 ° Fahrenheit sind. Bis dort gilt die Norm. Was das Öl ausserhalb macht wird bei der SAE Norm - nach dem die Angabe 5W60 (oder so) bestimmt wird - nicht betrachtet.
gerd
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von der niederrheiner »

210°F sind 99°C


Stephan
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von wjr »

Ich hab' jetzt Mannol 75W-140 GL-5-LS in das Schaltgetriebe meiner R1150GS gefüllt
und Castrol MTX 75W-140 GL-5 (ohne LS) in den Endantrieb.

Meines Erachtens war das Mannol bei Raumtemperatur deutlich zäher als das Castrol, und floss auch viel langsamer durch den Trichter.
D. h. die Extrapolation der Viskosität über die beiden Stürtzpunkte der Norm hinaus (40 °C und 100 °C ?)
muß wohl nicht unbedingt linear, reproduzierbar und zwischen verschiedenen Öltypen vergleichbar erfolgen :|
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von wjr »

gerd_ hat geschrieben: Mi 7. Jul 2021, 10:09 Was das Öl ausserhalb macht wird bei der SAE Norm - nach dem die Angabe 5W60 (oder so) bestimmt wird - nicht betrachtet.
Hier im Bild:
Bild
Quelle: https://de.oelcheck.com/wiki/viskositaet/

d.h. was unter 40 °C und über 100 °C passiert, weiß eigentlich niemand.
Ich könnt mich jetzt mit Trichter und Stoppuhr in die Küche setzen und Temperaturkurven aufnehmen, aber da krieg' ich Ärger mit meiner Frau :lol:
der niederrheiner
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von der niederrheiner »

wjr hat geschrieben: Do 8. Jul 2021, 13:49 . . .

Meines Erachtens war das Mannol bei Raumtemperatur deutlich zäher als das Castrol, und floss auch viel langsamer durch den Trichter.
. . .
Musste die Tage neues Öl in's HAG füllen. Ölflasche vorher in die Sonne gestellt, schon läuft's. . .


Stephan
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Re: Getriebeöl, oder: Sind Motorradfahrer prinzipiell reich?

Beitrag von wjr »

Einfüllen war nicht das Problem,
sowohl das Castrol als auch das Mannol liefen deutlich besser als ein 80W-90.
Ich wollt nur auf den Unterschied zwischen den beiden 75W-140 hin weisen.

Bei der Testfahrt glaubt ich anfangs zähes Schalten zu verspüren.
Wenn die Quh im Winter liefe, würde ich statt dem Mannol was anderes nehmen.
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