Störrischer Hinterradantrieb

Alles zur Technik der 1150er Boxermodelle.
Antworten
Jan_B
Beiträge: 3
Registriert: Mo 7. Aug 2023, 12:20
Modell: R1150RT
NTV650

Störrischer Hinterradantrieb

Beitrag von Jan_B »

Meine R1150 RT ist Baujahr 2003 und hat 2010 zu mir gefunden. Im Laufe der Jahre gab es so einige Wehwehchen. Letztes Jahr als Krönung das I-ABS III bei 140.000km, Druckfehler an den Sensoren (431E und 441E). Modul habe ich aus- und eingebaut, RH electronic hat instandgesetzt. Dazu noch Bremsscheiben und Klötze vorn getauscht, Batterie erneuert. Das sollte vom Plan her nun erst mal reichen :-)
Im Juli war ich nun in SH, Kiel, Loboe, Plön. Auf der Rückfahrt haben wir die 144.444 km gefeiert - und dann begann 200 km neuer Ärger. Langsame Fahrt auf der Landstraße, guter Asphalt. Ein Geräusch von der Hinterachse. Angehalten, aufgebockt. So dicht am Straßenlärm nichts zu sehen und zu hören. Weiterfahrt 30 km bis zur eigenen Werkstatt. Dort ist es ruhig und der Verdacht bestätigt sich, die Geräusche kommen vom HAG. Wohl das Lager. Öl abgelassen, ordentlich Abrieb und feinste Späne am Magneten.
Bei der Laufleistung und dem geringen Restwert war es nur eine kurze Überlegung - keine Neuteile, also Ersatz-HAG aus der Bucht bestellt. Das wollte ich nun gestern einbauen. Aber oh Schreck, das HAG will sich nicht von der Kardanwelle trennen! Ein Blick durch die Gewinde der Schwingenlagerung lässt den Zustand des Kreuzgelenkes sichtbar werden. Rost äußerlich, auch die Verzahnung des Antriebskegelrades ist betroffen. Mit dem Endoskop habe ich dann versucht das Schiebestück zu sehen - noch viel mehr Rost. Keine Spur von Staburags oder ähnlich. Bevor ich die Maschine übernahm war sie bei BMW in der Niederlassung, dort wurde - aus Gründen die nicht auf der Rechnung standen - die Hinterradschwinge erneuert. Sieht aus als sei das Fett vergessen worden. Definitiv hatten sie damals das Loctite 2701 nicht aufgebracht, ich bin wenig später mit gelockertem Loslagerzapfen an einem Wochenende in Polen gestrandet.
Nun habe ich Rostlöser aufgesprüht und lasse es einwirken. Ich gehe aber davon aus das die Verbindung nicht mehr trennbar ist. Das HAG lässt sich wenige mm in Längsrichtung verschieben. Da ist wohl die vordere Verzahnung der Kardanwelle eingesprungen und übernimmt den notwendigen Längenausgleich.
Schläge mit dem Kunststoffhammer in Längsrichtung haben bisher nichts bewirkt. Ich möchte es auch nicht übertreiben, die Schläge landen so ja auf dem Lager am Getriebeausgang.

Nun meine Fragen:

Wie bekomme ich diesen Trum auseinander?

Wenn ich auch die Lagerung der Hinterradschwinge ausbaue, bekomme ich das Gesamtkonstrukt dann von der Getriebeausgangswelle gezogen?

Oder trenne ich die Hinterradschwinge samt Kardanwelle mit dem Trennschleifer durch und schone damit die Lager im Getriebe?

Im Moment tendiere ich zum Letzteren, brauche hier aber mal Rat von den Fachleuten.

Gruß Jan
Jan
Beiträge: 261
Registriert: Mi 20. Jan 2021, 15:53

Re: Störrischer Hinterradantrieb

Beitrag von Jan »

Moin Jan,

deine Kardanwelle scheint vorne axial beweglich zu sein, hoffentlich tut die das relativ gegen die Getriebeausgangswelle.
Dann Verbindung vorne mit Rostlöser und Getriebeöl für paar Tage behandeln und dann mit sehr großem ( Plastik) Hammer beherzt versuchen - vor dem draufschlagen die ganze feste Mimik um den noch vorhandenen Millimeterspiel nach vorne schieben, um mit "Anlauf" den Wiederstand vorne zu überwinden.
Die Möglichkeit, dass das Getriebelager das überlebt (falls noch gesund) ist vielleicht gegeben.

Mein bescheidener Vorschlag , natürlich ohne jegliche Haftung,

Viel Erfolg
LG
Jan_B
Beiträge: 3
Registriert: Mo 7. Aug 2023, 12:20
Modell: R1150RT
NTV650

Re: Störrischer Hinterradantrieb

Beitrag von Jan_B »

Hallo Jan,

danke für Deine Hinweise.
Die Verzahnung vorn am Getriebe habe ich noch nicht "eingeweicht". Komme ich am Faltenbalg vorbei zum Ziel? Das muss ich mir ansehen.

Gruß Jan
Jan
Beiträge: 261
Registriert: Mi 20. Jan 2021, 15:53

Re: Störrischer Hinterradantrieb

Beitrag von Jan »

Hallöchen,
Vorne ist , soweit mich erinnern kann, ein Sprengring,
der zu überwinden gillt, d.h. wenn der Schlag wirkt, auch mitziehen, damit er nicht wieder zurück schnappt,
Kommt auch daran , wie sich so ein Ring in die umliegende Bauteile eingearbeitet hat ...
Müsste mit richtigem Ruck gehen, hoffen wir doch.
Da die Masse vom HAG gross ist, sehr grossen Hammer und Holzstück nehmen, so ist das Risiko was kaputt zu machen am geringsten. (Und sicher treffen soll man auch)

LG
Pepo
Beiträge: 146
Registriert: So 2. Okt 2022, 00:58
Modell: R850R

Re: Störrischer Hinterradantrieb

Beitrag von Pepo »

Jan_B hat geschrieben: Di 8. Aug 2023, 11:56 Hallo Jan,

danke für Deine Hinweise.
Die Verzahnung vorn am Getriebe habe ich noch nicht "eingeweicht". Komme ich am Faltenbalg vorbei zum Ziel? Das muss ich mir ansehen.

Gruß Jan
Mit zwei kleinen Montiereisen wird das Kreuzgelenk vom Wellenende der Getriebewelle gehebelt. Ich weiß nicht, ob das mit eingebauter Schwinge geht. Es muss ein kleiner Widerstand eines Sprengringes überwunden werden. Zum Zusammenbau muss die Schwinge raus, es ist sonst beliebig schwierig, das Kreuzgelenk wieder so auf das Wellenende zu setzen, das man es mit einem leichten Hammerschlag wieder über den Sprengring bekommt. Aber du kannst es ja ohne Ausbau der Schwinge versuchen, ausbauen kannst du sie immer nicht, wenn es nicht weitergeht. Achte beim Zusammenbau darauf, dass beide Kreuzgelenke gleich stehen.

Bei welchem Kilometerstand hast du die GS denn gekauft? Die Kardanwelle soll alle 60.000 km neu geschmiert werden. Ist die Frage, ob man da noch der Werkstatt von 2010 einen Vorwurf machen kann.
Boxergrüße
Peter
24 Jahre Typ 259 :thumb:
Antworten