Wenngleich es nicht arg viele unter uns interessieren wird, habe ich zu dem Thema eine eigene Hypothese und stelle sie zur Diskussion.
BMW verkündet ja die Risse in den Radträgern hätten ihren Ursprung in zu hohem Anzugdrehmoment der Radschrauben.
Daran glaube ich nicht. Das verwendete AlZn4,5Mg1 (ENAW7020) hat zwar die gleiche Zugfestigkeit wie einfacher Baustahl ist aber wesentlich weniger elastisch. Verwendet man hochfeste Schrauben (wenigstens 10.9, wahrscheinlich 12.9) müsste bei den üblichen 105 Nm (gegenüber den geforderten 60 Nm) zuerst das Gewinde ausreissen wenn man zwei plane Flächen gegeneinander verspannt. Das aber scheint kein regelmässiges Problem zu sein.
Links oben
so wie es konstruktiv gedacht sein wird. Grau dargestellt der Radträger, blau das Rad.
Nehmen wir an das Rad sei am Radträger durch den zentrischen Bund absolut zentriert und der Lochkreis der Gewindebohrungen für die Radschrauben sei 120 mm (ich hab‘ einfach etwas angenommen).

Links unten:
Der Lochkreis im Rad sei –toleranzbedingt- 121 mm (eine derartige Toleranz wird es in der Praxis nicht geben aber zur Anschaulichkeit taugt’s)
Nachdem die Bohrungen im Rad ja grösser sind als der Gewindenenndurchmesser, lassen sich die Schrauben eindrehen bis ihr Kegel einseitig anliegt. Welchen Antrieb die Radschraube (Innentorx oder Aussensechskant) hat ist egal.
Mitte unten:
Zieht man die Schraube fest, wird sie sich in der Senkung zentrieren und dabei zu einer „S-Kurve“ verspannen.
Der stabilen Nabe ist die Kraft Fr egal, sie stützt sich ausserdem am Bund des Radträgers ab.
Die Gegenkraft Ft versucht den vergleichsweise filigranen, „spröden“ Radträger zu verbiegen und dieser könnte auf Dauer nachgeben (schwarzer Pfeil). Irgendwer hat ja schon mal ein Spannungsbild eingestellt (ob Foto oder „nur“ errechnet weiss ich nicht mehr). An diesem konnte man sehen wo das Teil reissen „muss“.
Verschärft wird das Ganze wenn die Schraube möglichst kurz gehalten wird.
Nebenher ist der Radträger ein Gussteil bei dem entweder eine thermische Nachbehandlung oder das Auslagern bei Raumtemperatur über 3 Monate(!!) notwendig ist. Nachdem ich kein ausgesprochener Materialmensch bin aber hier vielleicht einer herumgeistert: Was passiert wenn man bei einem derartigen Teil die Oberfläche durch mechanische Bearbeitung zerstört? Vorher bearbeiten und dann auslagern/wärmebehandeln ist ja sicher nicht Sinn der Übung?
Rechts: Bei den 11x0 sind Schraube und Kegel getrennte Bauteile. Hier ist ein Versatz problemlos. Offenbar hatte man hier mit diesem Problem gerechnet (oder nur mit unterschiedlichen Ausdehnungen von stählernem Radträger und Al-Rad spekuliert?).
Liege ich da vollkommen verkehrt oder könnte etwas dran sein?
gerd