Gedenksekunde der Gangspringer

Alles zur Technik der 1100er & 850er Boxermodelle.
Antworten
tejagro
Beiträge: 13
Registriert: Mo 9. Mär 2015, 11:07
Modell: R1100RS Bj. 96
Wohnort: Bielefeld

Gedenksekunde der Gangspringer

Beitrag von tejagro »

Hallo,

wie in meiner Vorstellung angekündigt eine Frage zum Getriebe meiner R1100RS Bj.96

Nachdem ich eine Woche nach dem Kauf die Kupplung(smitnehmerscheibe) wegen Durchrutschens getauscht hatte, tauchte folgender Fehler auf:

Im 5. Gang, und wirklich nur im 5. Gang, gibt es etwa jedes 2te Mal, wenn ich vom Gas gehe nach etwa 2-3 Sekunden im Schiebebetrieb einen kleinen, eher sanften Schlag. Im Netz findet die Suche Hinweise auf einen Gangspringer, da das 5. Gangrad 6 Klauen habe, davon 3 etwas kürzere, die im Gegenstück auf der Welle in 3 Taschen greifen sollten. Wenn die Kürzeren den Kraftschluss herstellten, komme es bei zu großem Spiel z.B. der Nuten und Schaltgabel zu diesen Gangspringern, wobei dann die längeren Klauen halten.

So weit für mich nach zu voll ziehen. Aber (schließlich soll hier eine Frage beantwortet werden): Warum tritt das nur im Schiebebetrieb auf und nicht beim beschleunigen? Und wie ist die Verzögerung von ein paar Sekunden zu erklären?

Gestern war der Ausflug ins Ravensbergerland nur herrlich

Gruß

T e j a
didithekid
Beiträge: 163
Registriert: Mo 13. Okt 2014, 16:52
Modell: R 1200 ST 2005
Wohnort: Sankt Augustin

Re: Gedenksekunde der Gangspringer

Beitrag von didithekid »

Hallo Teja,

an meiner R1100RS (BJ 95) hatte ich den berüchtigten Gangspringer (zwar im 3. Gang, aber der 5. kommt eben auch vor).
Hier meine Erfahrung damit:
Das Schadensbild verändert sich nach und nach. Zunächst rutscht der Gang bei hoher Drehmomentlast selten (vielleicht nur nach "unsauberen" Schaltvorgängen) durch. Gefühl: wie Zündaussetzer beim Beschleunigen oder wie mal kurz die Kupplung gezogen beim Schiebebetrieb/Motorbremse.
Bei mir (3. Gang) war dies eher beim Beschleunigen. Würde mich aber gar nicht wundern, wenn im 5. Gang der höchste (Motorbrems-)Drehmoment bei Gas-zu anliegt. Die "Vorfälle" werden dann aber immer häufiger und es braucht dann auch weniger Beschleunigungs- bzw- Bremsmoment.
Auch rutscht das Gangrad im Getriebe dann mehrfach (also länger) weiter und irgendwann hoppelt das ganze Mopped.
Schließlich kann man dann im betreffenden Gang kaum noch Last übertragen.
Wenn der Fehler bei Dir jetzt ständig im Schiebebetrieb auftritt, ist die Frage: Kam dies plözlich oder schleichend?
Bei Gangspringer würde ich sagen: Der kommt schleichend und wird mit Verscheiß der Getriebeteile (Schaltklauen und Schaltgabeln) schlimmer.

Das Gefühl für den Fahrer wird dadurch verfälscht, dass es auch einen federbelasteten Ruckdämpfer im Getriebe gibt, der auch beim Gangspringer den Ruck dämpft und manchmal in "Resonanz" gerät (Seltsames Gefühl).
Auch wenn dessen Feder Gebrochen ist, wäre das Gefühl wohl ähnlich einem Gangspringer, ohne dass es tatsächlich einer ist.

Bei einem durch Ruck gespannten Ruckdämpfer könnte es m. E. vorkommen, dass dieser sich erst Sekunden später wieder entspannt und ein (neuer) Ruck für den Fahrer spürbar wird -> die Gedenksekunde würde ich daher dem Ruckdämpfer zuschreiben, egal was der Auslöser ursprünglich war, der zum Anspannen des Ruckdämpfers geführt hat.

Achte auch mal darauf ob sich die Gedenksekunde sich bei langsamerem Gas-zu irgenwie verändert.

Übrigens rutschen beim Gangspringer die Getrieberäder komplet weiter zur nächsten oder gar übernächsten Schaltkralle und tragen dabei immer etwas Metall an den Kanten ab und auch an den Schaltgaben (bei R1100 aus Alu !). Daher der Verschleißfortschritt.
Die Schaltgabel meines 3. Ganges hatte sich schon fast aufgelöst und das Getriebeöl sah aus wie Silbermetallic-Lack (vom Metallabrieb her).
Bin aber auch bis Totalausfall des 3. Gangs gefahren.


Viele Grüße

Didi
Benutzeravatar
skoss
Beiträge: 231
Registriert: Mi 30. Jul 2014, 22:38
Modell: .
R1100RT 4/1996
R1100RT 3/2000
R1250RT 10/2018
Wohnort: CH-3977 Granges (VS)

Re: Gedenksekunde der Gangspringer

Beitrag von skoss »

Servus Teja,

eine Antwort auf Deine Fragen habe ich nicht. Aber ich kenne das Phänomen genauso wie Du es beschrieben hast von meiner RT BJ 4/1996. Als Ursache habe ich auch die Stufenklauen in Verdacht.

Ich habe die RT Ende 2008 mit 112'000 km gekauft. Kurz danach ist mir dieses Verhalten erstmals aufgefallen. Inzwischen bin ich mit demselben Getriebe bei 227'000 km angelangt. Den zeitweisen Ruck im 5. Gang hat sie immer noch, aber weder häufiger, noch stärker als zu Beginn. Vielleicht kann Dich das etwas beruhigen.
Viele Grüsse aus dem Wallis
Stefan
tejagro
Beiträge: 13
Registriert: Mo 9. Mär 2015, 11:07
Modell: R1100RS Bj. 96
Wohnort: Bielefeld

Re: Gedenksekunde der Gangspringer

Beitrag von tejagro »

Danke für die Antworten!

Die aus der Schweiz (herzliche Grüße, ich liebe Reckingen) sind ja sehr beruhigend. Ich habe auch kein Lametta im Öl, so daß ich auf mindestens ein sorgenfreie Saison hoffe.

Meine eigentliche Frage ist damit aber nicht geklärt: Warum springt der 5. im Schiebebetrieb nicht dann, wenn das höchste Drehmoment anliegt, sondern erst nach ein paar Sekunden? Na,ich werde es überleben, wenn ich es nicht genau weiss...

Hier soll es nächste Woche Frühling werden,die Q scharrt schon mit den Reifen.

Teja
didithekid
Beiträge: 163
Registriert: Mo 13. Okt 2014, 16:52
Modell: R 1200 ST 2005
Wohnort: Sankt Augustin

Re: Gedenksekunde der Gangspringer

Beitrag von didithekid »

Hallo Teja,

ich muss da zwar spekulieren, aber es ist wohl ein gutes Zeichen, dass es erst "Ruckt", wenn die Belastung nachgelassen hat.
Das würde ich mal auf den Ruckdämpfer schieben, der sich bei Gas zu zunächst gespannt hat und dann Sekunden später wieder ruckartig etwas entspannt.
Wie Stefan und auch andere (anderswo) schon geschrieben haben, gibt es da diesen Ruck im 5. Gang mit dem man noch mehrmals um die Welt fahren kann. Hoffentlich ist das genau der, der auch bei Dir auftritt.

Vermutlich tritt ein tatsächlicher Gangspringer im 5. Gang etwas anders in Erscheinung (Bei mir wars ja im 3.) als dieser Effekt jetzt bei Dir.
Es sollte dann eigentlich auch im Getriebe hart knallen, wenn der Gang dann wieder greift. Bei tatsächlich rutschenden Gangrädern schätze ich mal, dass sich das Getriebe spätestens nach 5.000 km verabschieden wird (Bei mir war nach 3.000 km Ende)

Insofern drück ich Dir die Daumen, dass es doch kein Gangspringer ist, sondern nur eine etwas erlahmte Feder im Getrieberuckdämpfer mit der man
noch ewig weiter fahren kann.

Viele Grüße

Didi
tejagro
Beiträge: 13
Registriert: Mo 9. Mär 2015, 11:07
Modell: R1100RS Bj. 96
Wohnort: Bielefeld

Re: Gedenksekunde der Gangspringer

Beitrag von tejagro »

Ich habe auch schon die Schubabschaltung, Ruckdämpfer, Drosselklapppenpoti und anderes in Verdacht gehabt, aber da das Phänomen nur im 5. Gang auftritt, sceiden diese Möglichkeiten aus. Für die nächste Saison liegt schon ein M97 Getriebe bereit, dieses Jahr werd ich damit leben (fahren).

Trotzdem: "warum erst nach 2-3 Sekunden bei abnehmder Last und dann recht sanft und geräuschlos?" Das hält die grauen Zellen jung, auch wenn sie dabei noch grauer werden.

Danke für jede Anteilnahme

Teja
Antworten