R1150GS Spiel am Hinterrad

Allgemeine Technikfragen und -lösungen, sowie Selbstgebautes.
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Boxerfan
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R1150GS Spiel am Hinterrad

Beitrag von Boxerfan »

Meine GS hat ein leichtes Spiel am Hinterrad. Es kommt vom Nadellager des HAG. Vor ca. drei Jahren, als ich mit der Maschine das erste Mal auf Tour war hatte ich plötzlich ein lautes Quietschen beim Einfedern. Es kam eindeutig von besagtem Lager. Da ich mir auf die Schnelle in Südtirol Abhilfe schaffen musste, kaufte ich mir WD40. Ich löste den Gummibalg und sprühte im Bereich der beiden Lagerzapfen ordentlich WD40 rein. Das Quietschen war dann die Tour über weg. Zuhause wollte ich nicht gleich an die Reparatur gehen, weil ich dachte, ich könnte das in der Winterpause erledigen. Ich habe allerdings noch in den Bereich der Lager Sprühfett reingesprüht, weil ich mir dachte, es sei haltbarer als das WD40.
Nun ist diese provisorische Reparatur schon drei Jahre und mehr als 10000 km her. Das Motorrad hat inzwischen 71000 km auf dem Tacho und mir ist eben bei einer Durchsicht dieses minimale Spiel aufgefallen - das Motorrad hat übrigens neuen TÜV und der Prüfer hat nichts bemängelt
Meine Frage an erfahrene GS-Fahrer lautet nun:
Soll ich die Lager ersetzen oder etwas am Lagerspiel verändern oder einfach weiterfahren, bis sich ein größeres Spiel oder Geräusch bemerkbar macht?
Sollte man beim Tausch die Lagerzapfen mit ersetzen?
Über eine qualifizierte Nachricht würde ich mich freuen.
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Oilhead
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Re: R1150GS Spiel am Hinterrad

Beitrag von Oilhead »

Hallo,

ich habe zwar "nur" eine R1150R, der Antriebsstrang ist aber der gleiche, wie bei der R1150GS.

Die Kegellager hinten in der Schwinge hatte ich bereits bei ca. 42.000 km einmal nachgestellt (Spiel eingestellt). Das kann man einmal machen, nochmaliges Nachstellen bringt meist nichts, weil die Lager dann bereits verschlissen sind.
Bei knapp 80.000 km habe ich dann gewechselt. Das Spiel war deutlich zu spüren und die Lager waren wie erwartet stark verschlissen.
Im Bild unten kann man die Verschleißspuren deutlich am Innenring des Lagers sehen. Der Innenring blieb beim Ausbau auf dem Lagerzapfen und hatte sich auf dem Lagersitz festgefressen.

Bild

Die Lager haben also gar nicht mehr so gearbeitet, wie sie es eigentlich tun sollten. Bei kleineren Bewegungen (minimales Einfedern) bewegten sich die Rollen in den "Grübchen" hin und her. Bei größeren Bewegungen hat sich sicherlich der Innenring auf den Zapfen gedreht. Es war dann quasi nur ein Gleitlager.

Ich würde Dir empfehlen, zusammen mit den Lagern auch gleich die Lagerzapfen zu tauschen (alles neu!).
Die vorderen Lager der Schwinge hatte ich gleich mitgetauscht, das war aber eigentlich noch nicht notwendig.

Viele Grüße von der Ostsee.
Lars
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gerd_
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Re: R1150GS Spiel am Hinterrad

Beitrag von gerd_ »

Hi
So sich das Lager vom Zapfen lösen lässt und dann keine groben Spuren hinterlassen hat sind neue Zapfen rausgeworfenes Geld.
Die Lager sitzen relativ "locker" auf den Zapfen. Wenn sie fest sind ist meist nur verbackener Dreck in den Spalten.
Die Lager werden ja nur angedrückt und zentrieren sich dann auf den Zapfen.
Wären sie konstruktiv "fest" UND lägen mit der Ringfläche am Bund an bestünde das Risiko, dass Innen-/Aussenring nicht exakt fluchten und die Rollen nicht auf voller Länge tragen (verkanten) würden.

gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
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Re: R1150GS Spiel am Hinterrad

Beitrag von GerdTIR »

Bei Tills gibt es die Lager für einen vernünftigen Kurs.

https://www.tills.de/nadellager-endantr ... 11091.html
Gruß

Gerd
Mring
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Re: R1150GS Spiel am Hinterrad

Beitrag von Mring »

Ich hänge mich mal an dieses Thema an, weil davon die Rede war:
Wie werden die Kegellager hinten in der Schwinge (Spiel) eingestellt? Gibt es dazu eine Anleitung?

Lg
Michael
reinglas
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Re: R1150GS Spiel am Hinterrad

Beitrag von reinglas »

Mring hat geschrieben: Di 13. Sep 2022, 10:21 Ich hänge mich mal an dieses Thema an, weil davon die Rede war:
Wie werden die Kegellager hinten in der Schwinge (Spiel) eingestellt? Gibt es dazu eine Anleitung?
Lg Michael
Hallo,
eine hilfreiche Anleitung wird's da nicht geben.
Ich sage es mal ganz einfach. Das Lager muss leichtgängig sein aber spielfrei.
Da ist es gut, wenn ein versierter Mechaniker es vormacht und der "Lehrling" es unter seiner Leitung nachmacht.
Hier ist Gefühl gefragt. Das Gleiche gilt beim Fahrrad. Auch da gibt es Lager, die sowohl radial als auch axial Kräfte aufnehmen müssen.

Reinhard
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the-bard
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Re: R1150GS Spiel am Hinterrad

Beitrag von the-bard »

sers,

steht in rep handbuch von haynes, das sehr gut und nah am orginal von bmw ist.
das gibts z.b. beim onkel louis.
wenn du mal nach carlsalter und bmw googelst, wirst die orginal rep anleitung finden, da stehts m.e. aber nicht.

ansonsten ist da gefühl gefragt, denn die drehmomente von 9 nm im erstanzug und 7 nm endgültig sind faktisch nicht wirklich erreichbar….
festlagerzapfen rein, loslagerzapfen händisch bis null spiel festziehen, ne winzigkeit zurück und leicht kontern. ein paar mal einfedern, so kann sich das lager setzen. dann das ganze nochmal nachen, prüfen obs leicht und spielfrei läuft und endgültig kontern.

hope it helps,
take care, save ride!
ralph
Zuletzt geändert von the-bard am Di 13. Sep 2022, 12:59, insgesamt 2-mal geändert.
bist du in eile, gehe langsam...
hast du es noch eiliger, gehe umwege.
Larsi
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Re: R1150GS Spiel am Hinterrad

Beitrag von Larsi »

Die 7 Nm aus der 7 Nm aus der Reparaturanleitung kann man als Richtwert nehmen, aber "leichtgängig und spielfrei" ist auch mMn die bessere Vorgehensweise.
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gerd_
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Re: R1150GS Spiel am Hinterrad

Beitrag von gerd_ »

Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
Antoine de Saint=Exupéry
reinglas
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Re: R1150GS Spiel am Hinterrad

Beitrag von reinglas »

gerd_ hat geschrieben: Mi 14. Sep 2022, 10:58 Hi
https://powerboxer.de/hinterachse-karda ... einstellen
gerd
Hallo,
hier im PowerBoxer-Link ist es gelungen mit Worten zu beschreiben, wie das Lager einzustellen ist. Ich hielt das verbal für unmöglich.
Zitat:
"Einstellen
Wer nun glaubt die Einstellung sei mit dem „Anziehen“ der Lagerzapfen mit „vorgeschriebenen Drehmoment“ erledigt, der irrt oder glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet.. . .
"

Ich war der Meinung, dass . . .
"Da ist es gut, wenn ein versierter Mechaniker es vormacht und der "Lehrling" es unter seiner Leitung nachmacht.
Hier ist Gefühl gefragt.. . .
"

Fazit: "PowerBoxer" lesen kann helfen.

Reinhard
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Re: R1150GS Spiel am Hinterrad

Beitrag von teileklaus »

man könnte sagen gerade so weit drehen, dass das Spiel weg ist, aber nicht weiter vorspannen.
Problem bei neuen Lagern kann aber sein dass die sich unter dem Betrieb noch etwas setzen, also nach kurzer Fahrt noch mal Kontrolle ob Spiel wieder kommt.
Auf jeden Fall besser als 1/4 U zu weit vorgespannt spielfrei.
Ich hab mir eine Nuss aufgeflext und neu anders zusammengeschweißt, somit kann ich den Bolzen mit 12 er Inbus anhalten und mit dem Drehmomentschlüssel die Mutter anknallen.
Hab vorher die Stellung markiert und angezogen aber der Bolzen ist beim Kontern mit Drehmomentschlüssel mitgegangen, hat weiter zugedreht. Also noch mal.. Nun klappt das aufs erste Mal.
viel Grüße, Klaus
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