HAG-Aufhängung

Alles zur Technik der 1200er Boxermodelle.
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gnegraes
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HAG-Aufhängung

Beitrag von gnegraes »

Hallo an Alle,

Im RSD-Anleitung im Kapitel über HAG finden wir Hinweise zum Wechseln (?) von Schrauben und Muttern in der Drehmomenttabelle.
Zum Beispiel:

Winkelgetriebe na Schwingen
M12 x 1,5, Schraube erneuern

Paralever-Strebe na Rahmen
M10 x 55 - 10.9, Schraube erneuern

Paralever-Strebe na Winkelgetriebe
M10 x 55 - 10.9, Mutter erneuern

Strebe links na Strebe rechts
M6 x 16, Schraube erneuern

Federbein na Hauptrahmen
M10 x 1,25 x 5 - 10.9, Mutter erneuern

Es ist nicht klar, ob diese Schrauben und Muttern bei jeder Demontage der Aufhängung des HAGs gewechselt werden sollen oder nicht (?).
Meiner Meinung nach ist es nicht sinnvoll, diese Schrauben und Muttern zu wechseln, nur weil sie herausgeschraubt wurden.
Macht es Sinn?
Servus, Guilherme

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schuppi
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Re: HAG-Aufhängung

Beitrag von schuppi »

Hallo
Schrauben microverkapselt
Muttern selbstsichernd
gehören laut Hersteller ersetzt, da nach dem Ausbau die Microverkapselung zerstört
und die selbstsichernde Funktion der Mutter durch aufweiten nicht mehr gegeben ist.

Absolution für deine Wiederverwendung wirst du hier nicht bekommen, denn für deine
Reparatur übernimmst du automatisch selbst die Haftung.

Alles anderen Möglichkeiten der Sicherung entsprechen damm nicht der Herstellvorgabe, Punkt.
Wolfgang
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gerd_
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Re: HAG-Aufhängung

Beitrag von gerd_ »

Hi
Nachdem sich BMW zurückhält wenn "irgendwer" den Zustand eines Bauteils beurteilen soll, schreiben sie einfach "wechseln" vor. Damit sind sie auf der sicheren Seite.
Wenn Du selbst schraubst, haftest Du ohnehin auch selbst. Folglich ist es auch deine Sache ob Du neue Schrauben verwendest oder beurteilst ob die TuffLock beschichtung noch taugt, Du anderweitig sicherst, die Gewinde reinigst und z.B. mit Loctite sicherst, die Schrauben erneuerst oder sonst etwas tust.
Die Lagerbolzen meines HAG sind seit Jahren eingestellt, festgezogen und sonst nix. Theoretisch gehört Loctite drauf.
Die Schraube selbst wird ja nicht "verbraucht", es sind keine Dehnschrauben. Kein Sicherungsmittel macht die Verschraubung "fester". Der Sinn ist die Verschraubung am versehenlichen Aufdrehen (Vibrationen, etc.) zu hindern.
Normalerweise würden auch Radschrauben gesichert. Kann man aber schlecht machen weil man sie ja ab und an aufbekommen muss.
Sicherungsmittel sind also zusätzlicher Schutz und in vielen Fällen für diejenigen die absolut nichts bemerken. Das soll nicht bedeuten, dass sie sinnlos sind sondern (nur) für MICH und einigen Fällen nicht unbedingt notwendig.
"Sicherheitshalber" auf das gebrauchte TuffLock einfach Loctite zu giessen ist genauso wie nichts zu verwenden. Kein Mensch weiss wie sich die Kombi auf Dauer verhält.
Allerdings gehöre ich nicht zu denen die im Zweifel sagen "der hat aber gesagt" oder "das habe ich nicht gewusst". Schraube ich irgendwas so halte ich auch den Kopf dafür hin.
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
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gnegraes
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Re: HAG-Aufhängung

Beitrag von gnegraes »

Wolfgang und Gerd,

Vielen Dank für die Erklärung.
Es scheint mir sinnvoll, die Schrauben und Muttern auszutauschen, da Loctite aufgrund der Mikroverkapselung Schwierigkeiten beim Anhaften haben würde.
Nochmals vielen Dank....
Servus, Guilherme

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teileklaus
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Re: HAG-Aufhängung

Beitrag von teileklaus »

Da wird keiner eine andere Empfehlung geben als zu erneueren, selbst wenn er es anders macht.
Da das halt Schrauben sind die einen Sturz brgründen können wenn sie sich lösen würden sagt keiner was Anderes.
Man könnte sogar einen Federstecker durch manche Schrauben und Kronen Muttern machen wie bei den HA Steckachsen der Kettenmotorrädern und es ist gesichert und lösbar-
Manche Frage sollte man s i c h einfach nicht stellen, wenn man selbst schraubt.
Das halte ich so und bin jahrelang gut gefahren damit.
viel Grüße, Klaus
Franz Gans
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Re: HAG-Aufhängung

Beitrag von Franz Gans »

gnegraes hat geschrieben: So 29. Mär 2020, 00:08 Es scheint mir sinnvoll, die Schrauben und Muttern auszutauschen, da Loctite aufgrund der Mikroverkapselung Schwierigkeiten beim Anhaften haben würde.
Je nach dem Preis und den eventuellen Beschaffungsproblemen der Schrauben hat sich aber Aceton als Reinigungsmittel von Schraubensicherungschemie durchaus bewaehrt!
Ist halt zeit- und arbeitsintensiv, aber funktioniert z. B. bei Loctite 2701 aus eigener Erfahrung ganz gut, wenn man noch etwas mit einer geeigneten Drahtbuerste nachhilft.

VIele Gruesse
Karl-Heinz
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gerd_
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Re: HAG-Aufhängung

Beitrag von gerd_ »

Hi
Franz Gans hat geschrieben: So 29. Mär 2020, 20:19 Je nach dem Preis und den eventuellen Beschaffungsproblemen der Schrauben hat sich aber Aceton als Reinigungsmittel von Schraubensicherungschemie durchaus bewaehrt!
Ist halt zeit- und arbeitsintensiv, aber funktioniert z. B. bei Loctite 2701 aus eigener Erfahrung ganz gut, wenn man noch etwas mit einer geeigneten Drahtbuerste nachhilft.
Da stellt sich nur die Frage wie man z.B. ein 10-er Innengewinde mit einer Drahtbürste reinigt. Ein 24-er ist machbar (Drahtrundbürste und Akkuschrauber).
Das TuffLock-Zeug hat eben den Vorteil, dass das Gegengewinde nicht "versaut" ist.
gerd
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Antoine de Saint=Exupéry
teileklaus
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Re: HAG-Aufhängung

Beitrag von teileklaus »

10 er Innengewinde geht auch mit dem Gewindebohrer, nur die großen Gewindebohrer hat man vl nicht.
Ich glaube mit Aceton auf die Schraubstelle Gewinde löst sich auch der Schmodder innen. Schraube mit Azeton eindrehen.?
Selbst mit Microverkapselt zum 2. müsste doch noch eine Hemmwirkung da sein?
Auch nicht saubergemachtes Loctide hochfest lässt sich schlecht eindrehen, ist dann halt nur mittelfest :lol:
viel Grüße, Klaus
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gerd_
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Re: HAG-Aufhängung

Beitrag von gerd_ »

Hi
teileklaus hat geschrieben: Mo 30. Mär 2020, 10:53 10 er Innengewinde geht auch mit dem Gewindebohrer, nur die großen Gewindebohrer hat man vl nicht.
Ich glaube mit Aceton auf die Schraubstelle Gewinde löst sich auch der Schmodder innen. Schraube mit Azeton eindrehen.?
Selbst mit Microverkapselt zum 2. müsste doch noch eine Hemmwirkung da sein?
Auch nicht saubergemachtes Loctide hochfest lässt sich schlecht eindrehen, ist dann halt nur mittelfest :lol:
Du und ich haben Gewindebohrer.
Wer die Gewinde einer normalen Schraube schlitzt damit an den Gewindegängen Schneidkanten entstehen und diese als Hilfsgewindebohrer nutzt, weiss bei näherer Überlegung, dass das bei Loctiteschweinereien nicht hilft. Das Loctite ist ja in den Ecken in denen gar kein Gewinde war.
Schmiert man auf eine Gewindekombination erstmalig Loctite. so ist das Gewinde beim Eindrehen geschmiert und man zieht eine "geölte" Schraubverbindung mit einem gegebenen Drehmoment an. Unter Luftabschluss wird das Zeug fest.
Löst man diese Verbindung, schmeisst die Schraube weg, nimmt eine neue und schraubt diese in die "verlocktitete" Gewindebohrung, so geht das nicht leicht weil sich ja die Loctitereste "spreizen". Folglich muss man bereits (undefiniertes!) Drehmoment aufwenden nur um die Schraube einzudrehen. Wenn ich 2..3..5 Nm aufwenden muss nur um die Schraube drehen zu können, wie stark muss ich anziehen wenn ich das vorgesehene Anzugmoment erreichen will?
Könnte es nicht auch sein, dass die neue Schraube z.B. 1 mm länger ist als die alte und mit ihrer Spitze über einen Loctiteklumpen muss den die alte, etwas kürzere Schraube hinterlassen hat?
Eine Schraubverbindung ist nur fest weil die zu verschraubenden Teile mit einem --letztlich durch das Drehmoment-- bestimmten Druck aneinander gepresst werden und Reibung zueinander aufbauen. Die Schraube wird durch die Reibung im Gewinde, vervielfacht durch die Gewindesteigung am Lösen gehindert. Loctite füllt die Hohlräume des Gewindes, verhindert Mikrobewegungen und pappt nur die freien Gewindeflächen aneinander.
Ob die Schraube fest ist, ist kein Kriterium.
Anschaulich: Man spannt zwei Platten mit einer Schraube + Mutter, Scheiben etc. gegeneinander. Die Platten lassen sich gegeneinander nicht bewegen wenn die Kombi Schraube/Mutter(Scheiben) fest angezogen ist?
Nö! Angenommen das Gewinde der Schraube ist verdengelt, lässt sich nicht "beliebig" weit in die Mutter drehen. Die Verbindung Schraube/ Mutter (Scheiben) ist fest aber die Platten baumeln dazwischen lose!
Ähnlich wie bei "verdengelt" ist es bei anderen Hemmnisgründen wie auch altes Loctite oder Rost (deshalb öle ich Radmuttern leicht; egal was vorgegeben ist).
Ganz schlecht ist wenn das Ergebnis nicht digital ausfällt. Bei "noch lose" merken es die Meisten. Bei "nicht richtig fest obwohl mit vorgegebenem DrehMo angezogen" merkt es kaum jemand.
Der Unterschied besteht darin, dass die einen technikgläubig mit Hochpräzisionsschlüsseln anziehen, die anderen die Gesamtsituation kennen, berücksichtigen und danach handeln (und sehr oft den DreMoSchlüssel in der Kiste lassen).
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
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