1150 GS ohne ABS - lebe ich gefährlich? Schweiz

Alles zur Technik der 1150er Boxermodelle.
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bode
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Registriert: Fr 8. Mär 2024, 15:32

1150 GS ohne ABS - lebe ich gefährlich? Schweiz

Beitrag von bode »

Hallo miteinander,

ich lebe in der Schweiz und meine geliebte Luise, R 1150 GS, Bj. 2000, habe ich auf Anweisung der hiesigen Strassenverkehrsbehörde stillgelegt, da das ABS Licht dauerhaft wechselblinkt und mir die Zulassung verweigert wurde.

Nun habe ich zwei Fragen:

1. Gefährde ich meine Sicherheit, wenn ich mit ABS im Wechselblinken dauerhaft fahre? Es ist mir schon öfter passiert, dass das ABS aufgrund niedriger Batteriespannung nicht angesprungen ist und ich bin davon ausgegangen, dass das ABS nicht geht, aber die Bremsen ganz normal funktionieren, auch wenn ich über zwei Jahre lang so fahre. Mir ist auch nie ein Verlust an Bremsleitung aufgefallen. Und ich kann ja durch das Drücken und halten eines Tasters das Moped ohne ABS starten. Nach meiner Logik bestand deshalb zu keinem Moment Gefahr für mich. Irre ich hier?

2. In Deutschland, so habe ich gelesen, ist es möglich, das ABS stillegen zu lassen und mit einem dicken Warnaufkleber auf dem Cockpit den Segen des TÜV zu bekommen. In der Schweiz scheint das nicht möglich zu sein, da die Betriebserlaubnis nur für das Motorrad als gesamtes System gilt. Wenn ein Teil wie das ABS nicht geht, dann erlischt die komplette Betriebserlaubnis. Liest hier vielleicht jemand aus der Schweiz mit und kann mir Tipps geben, wie ich meine Luise ohne ABS anmelden kann? Ich würde sogar ein Einzelgutachten machen lassen, wenn das Aussicht auf Erfolg hat.

Bin für jegliche Tipps und Links dankbar!
Einen schönen Abend euch allen.
Franz Gans
Beiträge: 746
Registriert: Fr 3. Jul 2015, 18:30

Re: 1150 GS ohne ABS - lebe ich gefährlich? Schweiz

Beitrag von Franz Gans »

bode hat geschrieben: Fr 8. Mär 2024, 17:32 1. Gefährde ich meine Sicherheit, wenn ich mit ABS im Wechselblinken dauerhaft fahre? Es ist mir schon öfter passiert, dass das ABS aufgrund niedriger Batteriespannung nicht angesprungen ist und ich bin davon ausgegangen, dass das ABS nicht geht, aber die Bremsen ganz normal funktionieren, auch wenn ich über zwei Jahre lang so fahre. Mir ist auch nie ein Verlust an Bremsleitung aufgefallen. Und ich kann ja durch das Drücken und halten eines Tasters das Moped ohne ABS starten. Nach meiner Logik bestand deshalb zu keinem Moment Gefahr für mich. Irre ich hier?
Heikles Thema, da es die Bremserei betrifft und Ratschläge mit Rohrkrepierern
enden könnten! Wahrscheinlich hast Du aufgrund des Baujahres geschätzt ABS II.
Das System verhält sich bei Ausfall vollkommen transparent. Du bekommst eine
unübersehbare Anzeige der Nichtfunktion des ABS, ohne daß Deine eigentliche,
hydraulische Bremsanlage ausgefallen ist.
Also: Vermutlich irrst Du nicht, so lange Du mit einem Motorrad
ohne ABS-Funktion klarkommst, also die entsprechende Fahrerfahrung auf alten
Böcken ohne ABS (aber nicht ohne Bremse ;-)) hast.
bode hat geschrieben: Fr 8. Mär 2024, 17:32 2. In Deutschland, so habe ich gelesen, ist es möglich, das ABS stillegen zu lassen und mit einem dicken Warnaufkleber auf dem Cockpit den Segen des TÜV zu bekommen. In der Schweiz scheint das nicht möglich zu sein, da die Betriebserlaubnis nur für das Motorrad als gesamtes System gilt. Wenn ein Teil wie das ABS nicht geht, dann erlischt die komplette Betriebserlaubnis. Liest hier vielleicht jemand aus der Schweiz mit und kann mir Tipps geben, wie ich meine Luise ohne ABS anmelden kann? Ich würde sogar ein Einzelgutachten machen lassen, wenn das Aussicht auf Erfolg hat.
Das mit dem dicken Warnaufkleber kenne ich nicht, aber von einer
Austragungsmöglichkeit des ABS habe ich ebenfalls gelesen. Dies beruht auch auf
der Grundlage, daß das System optional und nur gegen Aufpreis verbaut war, so
daß beide Varianten auf den Straßen vertreten sind. Ob das für Dein Baujahr noch
zutrifft, kann ich aus dem Stand nicht behaupten. Sollte sich aber herausfinden
lassen können.

Was mir jedoch zuerst zu Deinem Thema einfällt: Was spricht gegen eine
Reparatur? Also nicht bei BMW Motorrad, weil die haben die Brocken selber nicht
mehr als Neuteil (abgesehen vom Preis, war vor einigen Monaten selbst vom
gleichen Thema betroffen und habe deswegen recherchiert), aber es gibt bei
entsprechender Suche entweder gute Gebrauchtteile oder auch Reparaturbetriebe,
die die Instandsetzung des eigenen defekten Systems vornehmen können. Der Aus-
und Einbau ist für schrauberfahrene Leute kein besonderes Problem.

Wenn Dir also der Aus- und Wiedereinbau selber gelingen kann, ist das kein großer
Aufriß. Ich habe damals ein relativ neuwertiges Teil (wenig km) bei Kleinanzeigen
gefunden und gekauft. Es ist seitens der Ersatzteilnummer auch jünger als meines
gewesen und das Anfahrklacken ist jetzt (als Vorteil) wesentlich weniger laut als
früher. Leider hat der Verkäufer das recht schwere System unzureichend
verpackt, so daß es transportbeschädigt wurde und repariert werden mußte.
Deswegen kann ich auch einen Reparaturbetrieb beisteuern, der das wieder
gedeichselt hat. Tutto bene! Das defekte Ding ruht hier noch zur endgültigen
Reparatur (Elektronik defekt, Mechanik hat bis zum Schluß einwandfrei
funktioniert). Gelegentlich werde ich eine Elektronikbox kaufen um dem Ding
wieder Beine zu machen. Anschließend muß es je nach Elektronik noch codiert
werden, was ich dann wieder bei dem genannten Reparaturbetrieb machen
lassen würde.

Jetzt hattest Du erst einmal Lesestoff ;-).

Viele Grüße
Karl-Heinz

P. S: Compramas wegen Reparatur anfragen; https://compramas.de/

RH repariert auch, ist aber im Vergleich zu teuer; https://rhelectronics.de/de

https://asiabike.de/technik/mal-wieder-das-abs/

Und dieser Link funktioniert leider nicht mehr (eventuell nur vorübergehend?), er
hatte die Mechanik für die Nachahmung sehr anschaulich zur Reparatur zerpflückt:
https://www.timmi.org/index.php/archiv/ ... gat-abs-ii
Zuletzt geändert von Franz Gans am Sa 9. Mär 2024, 23:47, insgesamt 4-mal geändert.
der niederrheiner
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Re: 1150 GS ohne ABS - lebe ich gefährlich? Schweiz

Beitrag von der niederrheiner »

Also 2003 gab es die 1150er ADVent noch ohne ABS. . .


Stephan
reinglas
Beiträge: 376
Registriert: Fr 3. Jan 2020, 22:47

Re: 1150 GS ohne ABS - lebe ich gefährlich? Schweiz

Beitrag von reinglas »

Hallo @bode
ich fuhr von 1966 bis 2010 Motorräder ohne ABS - also recht lebensgefährlich, aber nicht gefährlicher als die Motorrad-Fahrer mit ABS.
Ich hatte an meinen beiden Boxern (Typ 259; Bj. 1998 u. 2001) mit ABS auch Probleme, obwohl ich auf Empfehlung zu Beginn und Ende der Saison auf einem sandigen Feldweg mein ABS mehrmals arbeiten ließ.
Das ABS wird beim Starten des Motors geprüft. Dabei fällt zwangsläufig die Spannung ab, Bei älteren Modellen benötigte das ABS 7,8 V Mindestspannung. BMW korrigierte während der Bauzeit die Mindest-Prüfspannung auf 7,2 V.
In der ersten Zeit konnte ich nach dem Warmfahren, Ausschalten des Motors und Neustart das ABS dazu bewegen, keine Störung anzuzeigen.
Zum Schluss konnte ich mein Motorrad nicht mehr starten. Der Anlasser röchelte kläglich. Die Batterie war (scheinbar) tot. Ich kaufte eine neue Batterie. Nach ca 10 Tagen war auch die neue Batterie scheintod. Nun verdächtigte ich den Anlasser. Ich kaufte mir einen neuen Anlasser (knapp 60 €).
Seit dem hatte ich keine Problem mehr. Immer startete der Motor problemlos, ohne Fehlermeldung des ABS's.
Der Händer im Internet bot auch gleichaussehende Anlasser für 180 € an. Ich fragte, ob er mir den Unterschied nennen könne. Er konnte erstmal nicht.
Nach 3 Tagen bekam ich per mail den Unterschied genannt. Die 50€-Anlasser haben eingeklebte Feldspulen. Die Feldspulen der 180€-Ausführungen sind mit Metallklammern befestigt.
Mein Orginal-Anlasser hatte eingeklebte Feldspulen. Ein Spule hatte sich gelöst. Der Rotor war anfangs nur etwas und später verstärkt in seiner Drehbewegung behindert/ausgebremst.Von da an hatte ich ein gut startendes Motorrad, ohne ABS-Fehlermeldung und zwei noch gute Batterien.
_______________________________
Auch ich hörte, dass man in Deutschland bei Modellen, die optional mit ABS ausgeliefert wurden, das ABS-Gerät eintragungspflichtig ausbauen kann.
In/bei München existiert eine s.g. ABS-Klinik. Dort bekommt man nach Einschicken des defekten Steuergerätes ein Überholtes Gerät.

Reinhard
Larsi
Beiträge: 2647
Registriert: Do 28. Jun 2012, 15:15

Re: 1150 GS ohne ABS - lebe ich gefährlich? Schweiz

Beitrag von Larsi »

der niederrheiner hat geschrieben: Sa 9. Mär 2024, 20:27 Also 2003 gab es die 1150er ADVent noch ohne ABS. . .


Stephan
Bis 2012 war jede GS auch ohne ABS zu haben.
Erst ab 2013 mit der LC wurde ABS serienmäßig.
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