Erfahrungen + Fragen nach Umstieg R1150 -> R1200 GS

Alles zur Technik der 1200er Boxermodelle.
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fr30ank10
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Erfahrungen + Fragen nach Umstieg R1150 -> R1200 GS

Beitrag von fr30ank10 »

Hallo zusammen,

wahrscheinlich ist dieser Thread 10 Jahre zu spät und die meisten haben den Umstieg von der 1150 auf eine der 1200er GS schon gemacht.....

Für mich stand nach 20 (meist guten) Jahren auf der 1150 GS nun der Wechsel auf was neueres an. Es ist eine 2000er GS mit nun 92tkm (davon 83tkm von mir), vielleicht hätte ich sie behalten wenn nicht im Bekanntenkreis Interesse bestanden hätte. Irgendwie hängt man schon an so einem Ding :D

Was in der Zeit anfiel:
- Tausch der Federbeine nach 16 Jahren und 60tkm, v+h dann YSS, für meine Fahrkünste mehr als ausreichend und eine Verbesserung zum Original
- Bremsschlauch vorne geplatzt, BMW schreibt glaube ich alle 4 Jahre den Tausch vor, nach 14 Jahren haben die aufgegeben, Rückfahrt 1000km nur mit der Hinterradbremse, danach Stahlflex und Ruhe, also Wartungsfehler
- ABS defekt, nach 18 Jahren im Urlaub Ausfall des ABS, Rückreise dann per ADAC, hätte ich vorher gewusst, dass es keine Werkstatt adhoc reparieren kann, hätte ich abgeklemmt und wäre ohne weiter gefahren, Vorteil kein I-ABS zu haben. Auch hier, Tausch der Bremsflüssigkeit eher nach Km als nach Zeit, ob es das auf Dauer verhindert hätte....fraglich. Reparatur bei RH
- nach 60tkm Wechsel auf "getillte" Einspritzventile. Vermutlich waren die Originalen da schon abgenutzt, jedenfalls ein Riesen Unterschied, gefühlt wie ein Vierzylinder und bis zum Ende ein sehr ruhiger Motorlauf (für mich kein Unterschied zu R1200 die ich jetzt habe). Weniger KFR
- bei 80tkm Anlasser getauscht. Denke das hätte ich 5 Jahre vorher machen sollen, hätte mir viel Ärger mit Batterien eingespart, auf die ich das schlechte Starten immer geschoben habe.

Zum Abschluss der Zeit mit der 1150 stand noch eine lange Tour mit 25 Ländern in 30 Tagen bei 9tkm an. Meist dabei eine R9T, was hat die einen Wumms aus den Kurven raus! Der Fahrer hat aber abends schon mal gemault wenn ich wieder nur Strassen 3. Ordnung ausgewählt hatte 8-)

Jedenfalls entstand auf der Tour der Wunsch doch mal eine 1200er zu besitzen, und zwar eine luftgekühlte. Die LC sind mir zu martialisch, zu wuchtig und (mit Klappe) viel zu laut. Klar hätte es gerne eine MÜ (wegen Entfall I-Abs) oder eine TÜ (Motor) sein können, aber mit den Kriterien: wenig Km, nachvollziehbare Historie, Koffersatz, Preis, ist eine 2006er 1200GS mit etwas über 21tkm in den Focus gerutscht. Netter Verkäufer, für beide Seiten guter Preis, jetzt ist sie meine.

Aufgrund der sehr wenigen km denke ich dass eine umfassende Wartung nötig ist:
- Motoröl ist neu
- Getriebeöl werde ich wechseln
- Zündkerzen sind schon neu (die sahen sehr weiß aus, dazu mehr in einem anderen Thread), dabei musste ich auch eine defekte Zündspule wechseln
- HAG-Öl werde ich auch wechseln, sagenhafte Idee von BMW dass mit einer "Lebensfüllung" auszustatten und keine Ablassschraube mehr zu haben :shock: Egal, muss halt abgeklappt werden, 180ml ist richtig?
- Bremsflüssigkeit muss ich wechseln lassen, die Anleitungen die ich lese sind mir fürs erste Mal zu kompliziert, denke das kann ich mit meinem Mitteln nicht richtig spülen. Wenn ich hier lese, klingt das so, als wenn der Ausfall des I-Abs nur eine Frage der Zeit ist und man sich dann überlegen kann es reparieren zu lassen oder das ABS auszubauen? Oder gibt es doch genug Motorräder die nach nun bis zu 20 Jahren des Einsatzes kein Problem haben, dass man den Rest als Einzelfälle abtun kann? Oder mangelnde Wartung?
- Ventilspiel, Bremsklötze ist klar
- wie ist das mit der Kupplungsflüssigkeit? Muss die noch getauscht werden, ich lese dazu unterschiedliches.
- Reifen neu
- Polyriemen würde ich aufgrund der Laufleistung nicht tauschen
- was fällt euch sonst noch ein?


Zu den Unterschieden:

Tatsächlich ausser der Optik sehr wenig wie ich finde. Am deutlichsten ist es beim Motor zu merken, der wirklich deutlich williger dreht und obenraus noch will. Dafür beim Fahren immer ca 1000 Umdrehungen mehr als mit der 1150, die bulliger von ganz unten kommt. Und ich vermisse den langen 6. Gang für die Autobahn.
Bremsen finde ich auch besser, besonders das Regelintervall bei der 1150 (ohne I-Abs) ist schon sehr gemütlich. Hängt aber ab von der letztendlichen Zuverlässigkeit des I-ABS.
Die Koffer finde ich bei der 12er hübscher, die Montage aber etwas komplizierter und weniger vertrauenserweckend. Die Schließlogik der 11er Koffer habe ich nie wirklich verstanden, aber dafür kann man die 12er jetzt unabgeschlossen und komplett abnehmbar zurücklassen. Hat wohl beides Vor - und Nachteile.
Das Bordwerkzeug der 1150er war schon nicht üppig, aber ist es echt so dass bei der 12er noch nicht mal die Kerzen unterwegs getauscht werden können? Oder hat der Vorbesitzer das behalten, was ich nicht glaube?
Die 12er fühlt sich etwas wuseliger an, durch die schmalere Silhouette und das geringere Gewicht, im Rangieren merke ich davon aber nichts. Beides Eisenhaufen :lol:
Dafür war die 11er gelassener und stoischer. Ich muss noch mehr fahren um da zu einem Bild zu kommen, denke beides ist gut.
Beide Maschinen stehen draussen aber überdacht. Bei der 12er sind die Schrauben noch um einiges rostiger als bei der 11er. BMW sollte sich schämen dafür.
Lastwechselreaktionen sind bei der 12er deutlich ausgeprägter, dazu auch mehr in einem anderen Thread.

Fazit:
Bei einer probegefahrenen 1100GS fand ich den Unterschied zur 1150er größer, als der zwischen 1150 und 1200. Gerade die 1150er ohne I-ABS scheint ein sehr Langzeit-fahrbares Motorrad zu sein. Auf meiner langen Tour habe ich in den Alpen doch noch einige 1150er gesehen, die 1100 werden selten. Viele LC, auf die 1200 luftgekühlt habe ich bisher kaum geachtet. Da wo wir sonst unterwegs waren, wäre eine 700er GS oder ein 390er Adventure eh die bessere Wahl gewesen. Ich werde wohl noch 10-15 Jahre so schwere Maschinen fahren, schön wenn das mit der jetzigen 12er ginge.

Viele Grüße
Frank
Franz Gans
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Registriert: Fr 3. Jul 2015, 18:30

Re: Erfahrungen + Fragen nach Umstieg R1150 -> R1200 GS

Beitrag von Franz Gans »

Nachdem Du der totale Laie auf dem Sektor nicht (mehr) zu sein und Dir ganz gut
zu helfen wissen zu scheinst, ergänze ich Deinen Beitrag nur um Kleinigkeiten.
fr30ank10 hat geschrieben: So 17. Sep 2023, 17:53 Aufgrund der sehr wenigen km denke ich dass eine umfassende Wartung nötig ist:
- Motoröl ist neu
- Getriebeöl werde ich wechseln
- Zündkerzen sind schon neu (die sahen sehr weiß aus, dazu mehr in einem anderen Thread), dabei musste ich auch eine defekte Zündspule wechseln
- HAG-Öl werde ich auch wechseln, sagenhafte Idee von BMW dass mit einer "Lebensfüllung" auszustatten und keine Ablassschraube mehr zu haben :shock: Egal, muss halt abgeklappt werden, 180ml ist richtig?
Ja, 180 ml sind zutreffend. Ich bin da aber trotzdem nicht ganz so geizig, weil die
Betriebsumstände, bei denen es das Öl (und eventuell Wellendichtring) herausdrücken
soll in meinem Fall nicht oder höchst selten auftreten würden. Die nachträglich zu
verringernde Ölmenge in Richtung ungesund ist ja der herausragenden Konstruktions-
kompetenz der BMW-Leute geschuldet. Deine scheint übrigens ein eher frühes Baujahr
(welches?) zu sein, denn bei meiner sind beide Öffnungen vorhanden. Aber HAG
abzuklappen ist auch kein ernsthaftes Problem. Nur etwas teurer, weil die neue
Mutter vermutlich mehr kostet als der neue Dicht-O-Ring der Ablaßschraube ;-).
fr30ank10 hat geschrieben: So 17. Sep 2023, 17:53 - wie ist das mit der Kupplungsflüssigkeit? Muss die noch getauscht werden, ich lese dazu unterschiedliches.
- Reifen neu
- Polyriemen würde ich aufgrund der Laufleistung nicht tauschen
- was fällt euch sonst noch ein?
Die Kupplungsflüssigkeit ist auch eine Lebensdauerfüllung. Ich habe sie kürzlich aus
anderen Gründen ersetzt, weil sich der Schleifpunkt der Kupplung verändert hatte
und ich anläßlich dieser Kontrolle nach dem Rechten sehen wollte. Der
Nehmerzylinder genießt ja ebenfalls nicht den besten Ruf und ich wollte ihm mal
tief in die Augen sehen und außerdem eventuelle Luft aus dem System entfernen.
Geschadet hat der Flüssigkeitswechsel nicht, den ich um eine saubere Entlüftung
vorzunehmen der Kontrolle folgen ließ. Ist übrigens spezielles Hydrauliköl und keine
Bremsflüssigkeit!

Die sehr hellen Kerzen würde ich mal kontrollierend im Auge behalten. Eventuell ist
die Förderleistung der Benzinpumpe prüfenswert, obwohl das bei der geringen
Laufleistung eigentlich noch nicht der Fall sein sollte, sowie auch der Lebensdauer-
Kraftstoffilter noch nicht dicht sein sollte.

Viele Grüße
Karl-Heinz
fr30ank10
Beiträge: 17
Registriert: Fr 27. Apr 2018, 08:52

Re: Erfahrungen + Fragen nach Umstieg R1150 -> R1200 GS

Beitrag von fr30ank10 »

Hallo Karl Heinz,


EZ is Januar 06, könnte also ein spät verkaufte 05er Modell sein oder ein 06er.
Die hat wirklich nur eine Schraube, der Vorbesitzer kannte auch noch die Aussage "Lebensdauer-Füllung".

Welche Mutter muss den neu? Das habe ich bisher in keinem Video gesehen.

Wie ist das in der Realität mit dem Getriebeöl, Angeben sind 800ml. War bei der 1150 ähnlich, hat aber immer 1l reingepasst, das habe ich auch gemacht.
Ich frage, weil ich wissen will ob ich 1 oder 2 Liter Öl besorgen muss. HAG plus 800 fürs Getriebe würde ja genau mit 1 Liter gehen.
Mir geht es nicht ums Geld dabei.


Viele Grüße

Frank
Franz Gans
Beiträge: 746
Registriert: Fr 3. Jul 2015, 18:30

Re: Erfahrungen + Fragen nach Umstieg R1150 -> R1200 GS

Beitrag von Franz Gans »

Hallo Frank,
fr30ank10 hat geschrieben: Mo 18. Sep 2023, 15:21 EZ is Januar 06, könnte also ein spät verkaufte 05er Modell sein oder ein 06er.
Die hat wirklich nur eine Schraube, der Vorbesitzer kannte auch noch die Aussage "Lebensdauer-Füllung".

Welche Mutter muss den neu? Das habe ich bisher in keinem Video gesehen.
das "Geburtsdatum" läßt sich anhand verschiedener Websites taggenau
bestimmen oder im ETK auf den Monat. Mußt Du aber selber suchen, denn
die früher funktionierenden offiziellen wurden aus Datenschutzgründen
abgeschaltet oder verrammelt, und ich habe das dann nicht mehr verfolgt,
weil mir die meiner Mopeds bekannt sind. Den unten verlinkten ETK kannst
Du aber für die Monatsgenauigkeit verwenden. Eingabe der letzten sieben
Stellen der Fahrgestellnummer und dann sollte etwas angezeigt werden.

Die Mutter für die Paralever-Strebe soll man laut werksseitiger
Reparaturanleitung nicht wiederverwenden, weil sie eine mechanische
Schraubensicherung aufweist (so eine Art Stauchung / Quetschung), die
man beim Lösen zum Abklappen des HAG zwangsläufig "beschädigt". Die
Nr 7 im folgenden ETK: https://www.realoem.com/bmw/de/showpart ... Id=33_1225
fr30ank10 hat geschrieben: Mo 18. Sep 2023, 15:21 Wie ist das in der Realität mit dem Getriebeöl, Angeben sind 800ml. War bei der 1150 ähnlich, hat aber immer 1l reingepasst, das habe ich auch gemacht.
Ich frage, weil ich wissen will ob ich 1 oder 2 Liter Öl besorgen muss. HAG plus 800 fürs Getriebe würde ja genau mit 1 Liter gehen.
Mir geht es nicht ums Geld dabei.
Sehr gute Frage! Ich spiele da auch immer mit herum und habe bei den
letzten Wechseln als Puffer immer einen (sehr) alten Rest Getriebeöl als
Ausgleich zum gekauften einen Liter verwendet. Meine Marotte ist aber die
beiden Getriebe "gut" voll zu machen und dabei wird ein Liter bei meiner
R1100 definitiv knapp nicht reichen und bei der R1200 reicht's wegen der
auf 180 ml reduzierten Ölmenge im HAG vermutlich gerade so aus. Speziell
ins HAG schütte ich aber nur die feinste erhältliche Qualität, wovon dann
das Getriebe halt ebenfalls profitiert.

Ich verstehe die Herangehensweise gut, denn ich habe auch noch zu viele
mal gekaufte Öldosen herumstehen (siehe vorgenannten Puffer) und möchte
daher diese Sammlung nicht weiter vergrößern, sondern bevorzugt stückweise
abbauen.

Viele Grüße
Karl-Heinz
Zuletzt geändert von Franz Gans am Di 19. Sep 2023, 10:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erfahrungen + Fragen nach Umstieg R1150 -> R1200 GS

Beitrag von gerd_ »

Hi
Bei der Einführung der Baureihe galt "Lebensdauerfüllung", es gab gar keine Schraube, das Öl wurde bei der Montage eingefüllt. "Lebensdauerfüllung" war korrekt, das Leben war allerdings zu kurz. Das warme Öl dehnte sich und drückte, gemeinsam mit dem entstandenen Dampf, den Wellendichtring raus. Da wurde dann kurzerhand die Ölmenge von 240 auf 180 ccm reduziert und eine Schraube dran. "Einfach" zu handeln, es musste zum Wechsel ja nur das HAG abgeklappt werden. Ab MJ10 kam dann doch wieder ein Belüftungsventil und eine zweite Schraube ran und man hätte im meinen Augen das Volumen wieder erhöhen können. Vermutlich hat man es deshalb nicht gemacht um nicht zu verwirren. Dieser Typ Hag >> 180 ccm! Einfacher zu merken.
Bei der zu tauschenden Mutter ist das Gewinde angestaucht. Brutal ausgedrückt, sind die Gewindegänge an zwei Stellen verdengelt damit es klemmt. Das kommt billiger als eine Stopmutter und ist hitzefest (sinnvoll z.B. am Krümmer). Mit einem Hammer und einem Durchschlag kann man solche Muttern "nachstellen".
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
Antoine de Saint=Exupéry
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