Noch jemand mit alten (originalen) Bremsleitungen unterwegs?

Allgemeine Technikfragen und -lösungen, sowie Selbstgebautes.
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Flagg
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Noch jemand mit alten (originalen) Bremsleitungen unterwegs?

Beitrag von Flagg »

So können ungefähr 20 Jahre alte Bremsleitungen aussehen...
Der nächste Griff an den Bremshebel hätte durchaus der letzte sein können.
Bremssattel vorne rechts, K1100 LT, ABS2

Bei dieser LT war auch erst nichts zu sehen. Im Zuge der Erneuerung des Lenkkopflager wurde ich auch gebeten: "Schau dir mal die Bremse an - die ist etwas komisch..." (Einmal hätte sie auch schon nicht mehr "aufgemacht").

Erster Verdacht ging dann schon in Richtung Bremsleitungen, Erst beim Check der Leichtgängigkeit der Kolben fielen die "Ballons" auf.
Allerdings, und das ist fast schon faszinierend, beim zurückdrücken der Kolben entstand die "Blase" am Bremssattel, beim Griff in die Bremse die Blase am Verteiler... Lustig und schön reproduzierbar. Ich möchte dann doch mal stark behaupten, der Leitungsquerschnitt zwischen den Blasen entspricht nicht mehr dem, was sich seinerzeit Herr BMW als ordentlichen Querschnitt überlegt hat...

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Bilder des Grauens...
Ich habe die alten Bremsleitungen raus, Stahlflexe sind nund fast fertig montiert.

Erstes Bild:
Leitungen linke Seite: Die "auffällige" Leitung mit dem "Ballon" - Nahezu komplett zugequollen, Innere Schicht wirkt porös.
Leitungen rechte Seite: noch unauffällig, Kolben des Bremssattel liessen sich noch leicht zurückdrücken. Dennoch; Querschnitt der Leitung verringert, hier hätte es bis zum Ausfall auch nicht mehr lange gedauert.

http://stefanhermeling.de/schrauberbude ... tt_alt.jpg[

Bild 2: Ich habe eine nagelneue originalverpackte BMW-Bremsleitung geopfert (eingebaut hätte ich die eh nicht mehr, liegt schon über 10 Jahre im Teilefundus...)

So sollte der Leitungsquerschnitt aussehen...

http://stefanhermeling.de/schrauberbude ... tt_neu.jpg

Bremsleitungen sind kein Wein - die werden im Alter nicht besser und reifen auch nicht nach...
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Mister Wu
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Re: Noch jemand mit alten (originalen) Bremsleitungen unterwegs?

Beitrag von Mister Wu »

:shock:
Ciao, Frank
ADVBiker
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Re: Noch jemand mit alten (originalen) Bremsleitungen unterwegs?

Beitrag von ADVBiker »

Klarer Fall von Vernachlässigung des Service. :o
Gerlinde
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Re: Noch jemand mit alten (originalen) Bremsleitungen unterwegs?

Beitrag von Gerlinde »

Schön grauselige Bilder, die zum Nachdenken Anlass geben sollten, auch in eine andere Richtung zu denken. Ich glaube übrigens nicht, daß die Leitung so einfach nach Gottes Wunsch aufgequollen ist, obwohl es immer behauptet wird. Ich kann es nicht belegen, ob es wirklich richtig ist und stelle deshalb mal die evtl zu diskutierende Vermutung ein, daß die Querschnittsverengung mit Sicherheit nicht immer die Folge des Alterns ist.
Normalerweise sieht man die Aufballonierung im Bereich direkt hinter der Verpressung im Sattelanschluß oder dort wo ein hängender Sattel den Schlauch hinter der Verpressung gewinkelt auf Zug belastet. Ich halte das Problem deshalb oft für einen hausgemachten Spätschaden eines "schwebend" nur am Bremsschlauch aufgehängten Sattels. Frage doch deshalb noch mal den Vorbesitzer welchen Sattel er denn zum Radausbau üblicherweise ausgebaut hat und ob er den Sattel wirklich immer am Draht aufgehängt hat. Dabei entsteht meiner Meinung nach, eine von außen zuerst nicht feststellbare Schädigung des Innengewebes und über die beschädigte Stelle wird bei Folgebremsungen dann Bremsflüßigkeit in den Raum zwischen Innengewebe und Aussengummi gedrückt.

Mir wurde mal beigebracht, daß ein Sattel im Bremsschlauchanschlußbereich immer spannungsfrei mit einem Draht aufgehängt werden muß und der Draht vorher schon parat liegen muß, damit man gar nicht in Versuchung kommt, den Sattel doch mal kurz "ohne alles" hängenzulassen.
M.M sollte da viel mehr daraufgeachtet werden und nicht hinterher dann das Ganze dem Service oder den kaputtgequälten Bremsschläuchen die Schuld gegeben werden.
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Flagg
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Re: Noch jemand mit alten (originalen) Bremsleitungen unterwegs?

Beitrag von Flagg »

Naja - die "Wartungshistorie" des betroffenen Moppeds (K1100LT, ABS 2) läßt sich sicher nicht mehr feststellen und wird im verborgenen bleiben.

Ich denke es ist ein bißchen was von allem, vernachlässigte Wartung, eine (Gerd´s These entsprechend) eine konstruierte unvermeidliche Sollbruchstelle beim verpressen der Leitungen - auch eine mechanische (Über-) Belastung durch an den Leitungen hängende Bremssättel beim Radausbau.

Entscheidend ist jedoch: Hier war viel Glück im Spiel, dass der Defekt nach einem entsprechendem Hinweis "Bremse hat jetzt einmal nicht aufgemacht..." gefunden wurde, ohne das der nächste Griff in den Bremshebel ins Leere ging.
X_FISH
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Re: Noch jemand mit alten (originalen) Bremsleitungen unterwegs?

Beitrag von X_FISH »

Immerhin hast du das Problem sehen können. Ich hatte es unterwegs feststellen dürfen...

Was da auf dem linken Bild qualmt ist die Bremsflüssigkeit auf dem Krümmer... :( Zurück nach Hause ging es dann via Abschleppwagen bis zur Werkstatt und von dort dann weiter via Taxi und ADAC-Clubmobil.

Bild Bild

www.600ccm.info - 150 Nachweise erreicht – mit der BMW hin, mit dem Zafira zurück

Nach dem Vorfall wurde auf Stahlflex von Melvin umgerüstet. Bitter: Die Front war nach einem Unfall bei einem der Vorbesitzer repariert worden. Aussage: »Es wurde alles gemacht«. Tja... Man hat - laut BMW Werkstatt - offensichtlich auch wieder die guten, alten Bremsleitungen verbaut.

Der Defekt lag vom Bougierrohr verborgen. Keine Chance das vorher zu sehen. :(

Gerd hat auch schon einen solchen »Ballon« fotograpixeln dürfen bzw. auf der Seite online gestellt.

Grüße, Martin
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